Gertrud Müller geb. Hirschfeld

Verlegeort
Wielandstr. 31
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
21. Mai 2008
Geboren
17. Juni 1885 in Breslau (Schlesien) / Wrocław
Deportation
am 19. Oktober 1942 nach Riga
Ermordet
22. Oktober 1942 in Riga
Gertrud Müller geb. Hirschfeld, Wielandstraße 31

Gertrud Müller wurde am 17. Juni 1885 in Breslau als Gertrud Hirschfeld geboren. Da um diese Zeit mehrere Familien Hirschfeld in Breslau wohnten, können wir nicht wissen, wer genau ihre Eltern waren. Auch über ihr weiteres Leben haben wir leider nur sehr spärliche Informationen. So wissen wir nicht, wann sie nach Berlin kam, ob mit ihrer Familie oder allein oder verheiratet. Wir wissen auch nichts über den Herrn Müller, den sie heiratete. Belegbar ist nur, dass sie 1934, als sie eine Wohnung in der Wielandstraße 31 mietete, verwitwet war.

Gertrud Müllers Ehemann blieb also die Verfolgung der Juden unter den 1933 an die Macht gekommenen Nationalsozialisten erspart. Nicht so Gertrud Müller. Allein vom 1. April 1933 bis 14. September 1935 wurden 637 antijüdische Maßnahmen erlassen, über 580 weitere bis Anfang November 1938. Juden mussten nicht nur empfindliche Berufseinschränkungen erleiden, auch in ihrem Privatleben wurden sie zunehmend diskriminiert. Die Lage verschärfte sich noch drastisch nach dem Pogrom vom 9./10. November 1938. Zahlreiche neue Verordnungen hatten zum Ziel, Juden völlig aus dem öffentlichen Leben verschwinden zu lassen, während ihnen gleichzeitig eine Auswanderung praktisch unmöglich gemacht wurde. Sie wurden entrechtet und gedemütigt, durften keine Kulturveranstaltungen mehr besuchen, bestimmte Straßen und Bezirke gar nicht mehr betreten, zu festgelegten Zeiten überhaupt nicht aus dem Haus, nur zu bestimmten Zeiten einkaufen. Wertsachen mussten sie abgeben, Radio und Telefon wurden beschlagnahmt, über ihr Vermögen konnten sie nicht mehr frei verfügen und vieles mehr.

Gertrud Müller wird sicherlich nicht entgangen sein, dass ab Ende 1941 immer mehr Juden in ihrer auch unmittelbaren Umgebung zur erzwungenen „Abwanderung“ abgeholt wurden, ein Euphemismus für Deportation. Nicht wenige entzogen sich durch Flucht in den Tod, andere suchten ein Überleben, indem sie untertauchten. Von Letzteren wiederum wurden viele durch Denunziationen von der Gestapo aufgespürt und verhaftet. Dies war möglicherweise auch das Schicksal von Gertrud Müller, denn, als sie am 19. Oktober 1942 mit 959 weiteren Opfern vom Moabiter Bahnhof aus nach Riga verschleppt werden sollte, war sie nicht zu Hause, sondern im Polizeigefängnis, wie lange schon, wissen wir nicht. Auffallend viele Verhaftete aus dem Polizeigefängnis – etwa 35 – findet man auf den Deportationslisten dieses Zuges.

Die meisten der bereits Ende 1941/Anfang 1942 nach Riga Deportierten waren in das Ghetto Riga eingeliefert worden, wo unsäglich schlechte Bedingungen herrschten. Bei den „Transporten“ ab Mitte August war aber gar nicht mehr vorgesehen, die Menschen in das Ghetto zu bringen. Zwar war das angebliche Ziel auch des Zuges vom 19. Oktober 1942 das Ghetto in Riga, dorthin gelangte jedoch nur das Gepäck der Deportierten. Die Menschen selbst wurden - bis auf wenige am Bahnhof Riga-Skirotava herausgesuchte männliche Handwerker - nach der dreitägigen Reise sofort in den umliegenden Wäldern von Rumbula und Bikernieki ermordet. Der 22. Oktober 1942 wurde der Todestag auch für Gertrud Müller.
Gertrud Müller geb. Hirschfeld, Wielandstraße 31

Gertrud Müller wurde am 17. Juni 1885 in Breslau als Gertrud Hirschfeld geboren. Da um diese Zeit mehrere Familien Hirschfeld in Breslau wohnten, können wir nicht wissen, wer genau ihre Eltern waren. Auch über ihr weiteres Leben haben wir leider nur sehr spärliche Informationen. So wissen wir nicht, wann sie nach Berlin kam, ob mit ihrer Familie oder allein oder verheiratet. Wir wissen auch nichts über den Herrn Müller, den sie heiratete. Belegbar ist nur, dass sie 1934, als sie eine Wohnung in der Wielandstraße 31 mietete, verwitwet war.

Gertrud Müllers Ehemann blieb also die Verfolgung der Juden unter den 1933 an die Macht gekommenen Nationalsozialisten erspart. Nicht so Gertrud Müller. Allein vom 1. April 1933 bis 14. September 1935 wurden 637 antijüdische Maßnahmen erlassen, über 580 weitere bis Anfang November 1938. Juden mussten nicht nur empfindliche Berufseinschränkungen erleiden, auch in ihrem Privatleben wurden sie zunehmend diskriminiert. Die Lage verschärfte sich noch drastisch nach dem Pogrom vom 9./10. November 1938. Zahlreiche neue Verordnungen hatten zum Ziel, Juden völlig aus dem öffentlichen Leben verschwinden zu lassen, während ihnen gleichzeitig eine Auswanderung praktisch unmöglich gemacht wurde. Sie wurden entrechtet und gedemütigt, durften keine Kulturveranstaltungen mehr besuchen, bestimmte Straßen und Bezirke gar nicht mehr betreten, zu festgelegten Zeiten überhaupt nicht aus dem Haus, nur zu bestimmten Zeiten einkaufen. Wertsachen mussten sie abgeben, Radio und Telefon wurden beschlagnahmt, über ihr Vermögen konnten sie nicht mehr frei verfügen und vieles mehr.

Gertrud Müller wird sicherlich nicht entgangen sein, dass ab Ende 1941 immer mehr Juden in ihrer auch unmittelbaren Umgebung zur erzwungenen „Abwanderung“ abgeholt wurden, ein Euphemismus für Deportation. Nicht wenige entzogen sich durch Flucht in den Tod, andere suchten ein Überleben, indem sie untertauchten. Von Letzteren wiederum wurden viele durch Denunziationen von der Gestapo aufgespürt und verhaftet. Dies war möglicherweise auch das Schicksal von Gertrud Müller, denn, als sie am 19. Oktober 1942 mit 959 weiteren Opfern vom Moabiter Bahnhof aus nach Riga verschleppt werden sollte, war sie nicht zu Hause, sondern im Polizeigefängnis, wie lange schon, wissen wir nicht. Auffallend viele Verhaftete aus dem Polizeigefängnis – etwa 35 – findet man auf den Deportationslisten dieses Zuges.

Die meisten der bereits Ende 1941/Anfang 1942 nach Riga Deportierten waren in das Ghetto Riga eingeliefert worden, wo unsäglich schlechte Bedingungen herrschten. Bei den „Transporten“ ab Mitte August war aber gar nicht mehr vorgesehen, die Menschen in das Ghetto zu bringen. Zwar war das angebliche Ziel auch des Zuges vom 19. Oktober 1942 das Ghetto in Riga, dorthin gelangte jedoch nur das Gepäck der Deportierten. Die Menschen selbst wurden - bis auf wenige am Bahnhof Riga-Skirotava herausgesuchte männliche Handwerker - nach der dreitägigen Reise sofort in den umliegenden Wäldern von Rumbula und Bikernieki ermordet. Der 22. Oktober 1942 wurde der Todestag auch für Gertrud Müller.