Leo Trattner

Verlegeort
Kastanienallee 63
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
04. April 2022
Geboren
14. Februar 1926 in Berlin
Abgeschoben
Juni 1939 nach Polen
Schicksal unbekannt

Leo Trattner wurde am 14. Februar 1926 in Berlin geboren.

Seine Eltern - der Kaufmann Majer Trattner und Keila geb. Katz - heirateten am 26. Oktober 1921 in Berlin-Prenzlauer Berg.  Beide wohnten in der Kastanienallee – der Vater in der Nr. 66, die Mutter in der Nr. 73.

1927 kam Leos Schwester Margot zur Welt.

Ostern 1932 wurde Leo in die 15. Volksschule eingeschult, die ab 1934 auch seine Schwester besuchte.

Die Großmutter Laja Katz betrieb ab 1933 mit dem Vater Majer Trattner die Katz & Trattner Möbelhandlung in der Kastanienallee 74.

Vermutlich wohnte die Familie Trattner auch bei der Großmutter, denn der Vater Majer Trattner taucht in den Berliner Adressbüchern nie als Haushaltsvorstand auf.

Im Zuge der antisemitischen Umtriebe im NS-Deutschland mussten sie 1938 ihr Geschäft schließen.

Da Majer Trattner polnischer Staatsbürger war, wurde die Familie aus Deutschland ausgewiesen. Vermutlich hat der Vater 1938 versucht, in Polen eine sichere Bleibe für seine Familie zu finden. In der im Mai 1939 in Deutschland durchgeführten Volkszählung wurden nur seine Frau Keila sowie die Kinder Leo und Margot mit der Anschrift Kastanienallee 74 erfasst. Keila war also mit den Kindern bei der Mutter geblieben … bis zur möglichen Übersiedlung nach Polen.

Im Juni 1939 - Leo hatte die 7. Klasse und Margot die 5. Klasse beendet - wurden beide Kinder von der Schule abgemeldet mit dem Vermerk: Abmeldung nach Polen.

Die Familie Trattner nahm ihren Wohnsitz in Przemysl in Polen – so die Angabe von Mincza Neutuch (Schwester der Mutter Keila) in deren WGA-Antrag von 1959.

Man muss davon ausgehen, dass sie nach dem deutschen Überfall auf Polen ab 1940 in den in vielen polnischen Städten von den Deutschen eingerichteten jüdischen Ghettos interniert wurden und dort unter den menschenunwürdigen Lebensumständen umkamen.

Keilas Schwester Mincza und ihr Bruder Abraham haben den Holocaust überlebt.        

Sie stellten 1959 aus Israel WGA-Anträge bei den (west) deutschen Behörden und versuchten, über das Internationale Rote Kreuz etwas über das Schicksal ihrer Schwester Keila und deren Familie zu ermitteln.

1977 beschied das ITS Arolsen Ihnen abschließend, dass die Schicksale der Trattners nicht geklärt werden konnte.   

Für Majer, Keila, Leo und Margot Trattner wurden in der Kastanienallee 74 auf Initiative des Eigentümers Stolpersteine verlegt.