Majer Nachmann Trattner

Verlegeort
Kastanienallee 74
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
04. April 2022
Geboren
06. Januar 1892 in Wapowce (Galizien)
Beruf
Kaufmann
Schicksal unbekannt

Majer Trattner wurde am 6. Januar 1892 in in Wapowic Krs. Przemysl/Polen geboren.

Über seine Eltern und evtl. Geschwister wissen wir leider nichts. Auch wann er nach Berlin kam, ist nicht bekannt.

Der Kaufmann Majer Trattner heiratete am 26. Oktober 1921 in Berlin-Prenzlauer Berg die 1899 in Jaskowicz, Galizien geborene Keila Katz – zweite Tochter des Schneiders Juda Leib Katz, der um 1900 mit seiner Familie nach Berlin gezogen war.

Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte Majer Trattner in der Kastanienallee 66 und Keila bei der verwitweten Mutter in der Nr. 73.  Das Paar bekam in den Folgejahren zwei Kinder: 1926 den Sohn Leo und 1927 die Tochter Margot.

Ab 1933 firmierte die Firma Katz & Trattner Möbelhandlung in der Kastanienallee 74. Die Schwiegermutter Laja/Helene Katz hatte ihr Geschäft, dass sie seit 1918 in der Kastanienallee 73 betrieb mit dem Schwiegersohn zusammengelegt und war ins Nebenhaus gezogen.  Vermutlich wohnte die Familie Trattner auch bei ihr, denn Majer Trattner taucht in den Berliner Adressbüchern nie als Haushaltsvorstand auf.

Im Zuge der antisemitischen Umtriebe im NS-Deutschland mussten sie 1938 ihr Geschäft schließen.

Da Majer Trattner polnischer Staatsbürger war, wurde die Familie aus Deutschland ausgewiesen. Vermutlich hat der Vater 1938 versucht, in Polen eine sichere Bleibe für seine Familie zu finden. In der im Mai 1939 in Deutschland durchgeführten Volkszählung wurden nur seine Frau Keila sowie die Kinder Leo und Margot mit der Anschrift Kastanienallee 74 erfasst. Keila war also mit den Kindern bei der Mutter geblieben … bis zur möglichen Übersiedlung nach Polen. Im Juni 1939 wurden beide Kinder von der Schule abgemeldet mit dem Vermerk: Abmeldung nach Polen.  Nach Angaben der Schwägerin Mincza Neutuch hatte die Familie Trattner in Przemysl ihren letzten polnischen Wohnsitz.

Man muss davon ausgehen, dass sie nach dem deutschen Überfall auf Polen ab 1940 in den in vielen polnischen Städten von den Deutschen eingerichteten jüdischen Ghettos interniert wurden und dort unter den menschenunwürdigen Lebensumständen umkamen.

Keilas Schwester Mincza und ihr Bruder Abraham haben den Holocaust überlebt.        

Sie stellten 1959 aus Israel WGA-Anträge bei den (west) deutschen Behörden und versuchten, über das Internationale Rote Kreuz etwas über das Schicksal ihrer Schwester Keila und deren Familie zu ermitteln.

1977 beschied das ITS Arolsen Ihnen abschließend, dass die Schicksale der Trattners nicht geklärt werden konnte.   

Für Majer, Keila, Leo und Margot Trattner wurden in der Kastanienallee 74 auf Initiative des Eigentümers Stolpersteine verlegt.