Keila Trattner geb. Katz

Verlegeort
Kastanienallee 74
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
04. April 2022
Geboren
21. November 1899 in Jastkowice (Galizien)
Abgeschoben
Juni 1939 nach Polen
Schicksal unbekannt

Keila Katz wurde am 21. November 1899 in Jaskowicz, Galizien geboren.

Ihre Eltern - der Schneider Juda Leib Katz und Laja geb. Pomeranz (*1878 in Jaskowicz, Galizien)- hatten etwa 1896 in Galizien geheiratet.

Keila hatte drei Geschwister: Die Schwester Mincza (* 1897) wurde noch in Galizien geboren. Der Bruder Abraham (*1902) und die Schwester Frieda (* 1906) kamen schon in Berlin zur Welt. Etwa um 1900 war die junge Familie nach Berlin ins Scheunenviertel gezogen.

Der Vater Juda Leib Katz muss vor 1916 verstorben sein, denn als die 19-jährige Schwester Mincza im August 1916 den Tischler David Neutuch heiratete, war der Vater bereits tot. Die Familie wohnte zu dieser Zeit in der Ackerstraße in Berlin-Mitte.

Die 38-jährige verwitwete Mutter Laja Katz musste nun ihre Kinder allein durchbringen. Sie zog 1918 mit ihrer Familie in die Kastanienallee 73 in Prenzlauer Berg und betrieb dort bis 1932 eine Möbelhandlung.

Am 26. Oktober 1921 heiratete Keila den Tischler Majer Trattner (*1892 in Wapowic Krs. Przemysl/Polen). Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte Majer Trattner in der Kastanienallee 66 und Keila bei der Mutter in der Nr. 73.  Das Paar bekam zwei Kinder: 1926 den Sohn Leo und 1927 die Tochter Margot.

Ab 1933 firmierte die neue Firma Katz & Trattner Möbelhandlung in der Kastanienallee 74. Die Mutter Laja/Helene hatte ihr Geschäft mit dem Schwiegersohn zusammengelegt und war ins Nebenhaus gezogen.  

Im Zuge der antisemitischen Umtriebe im NS-Deutschland mussten sie 1938 ihr Geschäft schließen.

Da Majer Trattner polnischer Staatsbürger war, wurde die Familie aus Deutschland ausgewiesen. Vermutlich hat der Vater 1938 versucht, in Polen eine sichere Bleibe für seine Familie zu finden. In der im Mai 1939 in Deutschland durchgeführten Volkszählung wurden nur seine Frau Keila sowie die Kinder Leo und Margot mit der Anschrift Kastanienallee 74 erfasst. Keila war also mit den Kindern bei der Mutter geblieben … bis zur möglichen Übersiedlung nach Polen. Im Juni 1939 wurden beide Kinder von der Schule abgemeldet mit dem Vermerk: Abmeldung nach Polen.

Nach Angaben der Schwester Mincza Neutuch hatte die Familie Trattner in Przemysl ihren letzten polnischen Wohnsitz.

Man muss davon ausgehen, dass sie nach dem deutschen Überfall auf Polen ab 1940 in den in vielen polnischen Städten von den Deutschen eingerichteten jüdischen Ghettos interniert wurden und dort unter den menschenunwürdigen Lebensumständen umkamen.

Die Schwester Mincza und der Bruder Abraham haben den Holocaust überlebt. Sie stellten 1959 aus Israel WGA-Anträge bei den (west) deutschen Behörden und versuchten, über das Internationale Rote Kreuz etwas über das Schicksal ihrer Schwester Keila und deren Familie zu ermitteln.

1977 beschied das ITS Arolsen Ihnen abschließend, dass die Schicksale der Trattners nicht geklärt werden konnte.   

Für Majer, Keila, Leo und Margot Trattner wurden in der Kastanienallee 74 auf Initiative des Eigentümers Stolpersteine verlegt.