Fischel Lipschütz (Fissel Lipszye) wurde am 1. Juni 1890 in Zduńska Wola im russischen Teil Polens geboren. Über seine Kindheit und die Jugendjahre ist nichts bekannt.
Wann genau der gelernte Schlosser Fischel nach Berlin zog, ist nicht bekannt. Es muss aber vor 1919 gewesen sein, denn am 21. Januar 1919 heiratete er in Berlin-Mitte die 1896 in Berlin geborene Klempnermeistertochter Hertha Wolf.
Das junge Ehepaar zog in die Neue Königstraße 84 (heute Otto-Braun-Str., gegenüber Meyerbeerstr.).
Noch vor dem 1. Hochzeitstag starb die junge Ehefrau Hertha. Die Todesursache lässt sich nicht mehr ermitteln.
Fischel Lipschütz hat danach nie wieder geheiratet.
Er wohnte laut Berliner Adressbüchern bis 1932 in der Neuen Königstraße 84. Die Adressbücher geben auch Auskunft darüber, dass er seit 1921 als Kaufmann tätig war. Da er ab 1933 in den Adressbüchern nicht mehr als Haushaltsvorstand genannt wird, ist davon auszugehen, dass er von da ab zur Untermiete wohnte.
In der Volkszählung vom Mai 1939 wurde er mit der Anschrift Kastanienallee 74 erfasst. Unter dieser Adresse lebten auch die Mitglieder der Familien Trattner und Grossmann. Sie reisten im Sommer 1939 nach Polen aus, nachdem bereits im Oktober/November 1938 Familienmitglieder im Zuge der „Polenaktion“ dorthin abgeschoben worden waren. Es liegt nahe zu vermuten, dass auch der Untermieter Fischel Lipschütz mit ihnen Deutschland in Richtung Polen verließ. Im Frühsommer 1939 verliert sich vorerst seine Spur.
Es ist davon auszugehen, dass er nach der Besetzung Polens durch die Wehrmacht im Ghetto Litzmannstadt/Łódź interniert wurde. Eine Deportation ab Berlin ist jedenfalls nicht belegt, aber in den überlieferten Unterlagen des Ghettos Litzmannstadt/Łódź ist dokumentiert, dass Fischel Lipschütz als Fiszel Lipszyc (*1. Juni 1890) hier sein Leben ließ. Sein Todesdatum wurde mit dem 13. August 1942 dokumentiert. Laut USHMM starb er an „Herzschwäche u. Ödemen“. Eine Nachkriegsauflistung des ITS Arolsen nennt den 13. Oktober 1942 als sein Todesdatum.
Für Fischel Lipschütz wurde in der Kastanienallee 74 auf Initiative des Eigentümers ein Stolperstein verlegt.
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