Margarete Levy geb. Markt

Verlegeort
Nassauische Str. 61
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
15. April 2010
Geboren
23. November 1893 in Berlin
Deportation
am 19. April 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Am 23. November 1893 kam in der Berliner Wohnung im Grüner Weg 111 Sofie Margarete Markt auf die Welt. Ihre Eltern waren Georg Heiman und Malwine Markt geb. Tarlau. Georg Heiman Markt war Schneider und Kaufmann für „Knabenkonfektion engros“ mit einem Geschäft in der Neuen Friedrichstraße 78. Die Familie bezog später eine Wohnung in der Kantstraße 134a.

Margaretes jüngere Schwester Rose Valerie wurde am 12. März 1898 geboren.

Im Alter von 20 Jahren heiratete Margarete am 21. Oktober 1913 den Kaufmann Martin David, damals wohnhaft in der Charlottenburger Sybelstraße 51. Am 10. Mai 1916 wurde der gemeinsame Sohn Rolf Ludwig geboren. Die Familie David bezog in der Duisburger Straße 18 eine 4-Zimmer -Wohnung. Die Ehe zwischen Margarete und Martin David wurde 1925 geschieden. Martin David zog nach Schöneberg in die Haberlandstraße 12 und überließ Margarete und dem Sohn die Wohnung in der Duisburger Straße. Am 19. Juni 1928 heiratete Margarete den Kaufmann Siegfried Levy, der zu ihr und Rolf Ludwig in die große Wohnung zog. Die Einrichtung der Wohnung zeugte mit einem Herrenzimmer, einem Salon, dem Speisezimmer, Schlafzimmer und der Kammer für das Hauspersonal von gehobenem Mittelstand. Laut Aussagen von Familienangehörigen und Freunden Siegfried Levys galt Margarete als sehr anspruchsvoll und Siegfried konnte ihr dank seines gut gehenden Geschäfts einen angemessenen Lebensstil ermöglichen.

1933, gleich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, gaben Margarete und Siegfried Levy die große Wohnung gezwungenermaßen auf und zogen in eine kleinere in der Konstanzer Straße 11. Glücklicherweise fand der gesamte Hausrat Platz in der 3-Zimmer-Wohnung.

1937 verließ Margaretes Sohn Rolf Deutschland und emigrierte nach Palästina. Unter dem Namen Arje David lebte er in dem Kibbuz Givat Chaim nahe Chadera.

Zwei Jahre später waren Margarete und Siegfried Levy in den Berliner Adressbüchern nicht mehr zu finden. Laut Meldekarte haben sie ab 1938 in verschiedenen Wohnungen zur Untermiete gewohnt: Brandenburgische Straße 43, Motzstraße 88 und in der Nassauischen Straße 61. Dort sind sie bei der Volkszählung vom Mai 1939 als Untermieter von Julius Lewinsohn eingetragen. Sicher steht der Verlust der großen Wohnung und die letztendliche Einweisung in ein möbliertes Zimmer im Parterre des Hauses im Zusammenhang mit der „Arisierung“ des Bekleidungsgeschäftes 1938 von Siegfried Levy. Die gesamte schöne Einrichtung der bisherigen Wohnung wurde nach Aussagen von Margaretes Sohn weit unter Wert verschleudert.

Von nun an musste Margarete sich als Küchenhilfe ohne Entlohnung durchschlagen, zunächst bei der „Reichsvereinigung der Juden“ in der Güntzelstraße 45 und zuletzt bei der „Jüdischen Kultusvereinigung“ in der Rosenstraße 2-4.

Anfang 1943 beschlossen die Nationalsozialisten, die letzten noch in Berlin verbliebenen Jüdinnen und Juden zu deportieren. Margarete und Siegfried Levy wurden verhaftet und in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht. Am 19. März 1943 füllten sie die Vermögenserklärung aus, in der sie ihre letzten Habseligkeiten auflisten sollten. Striche über die gesamten Seiten besagten, dass sie nichts mehr hatten.

Am 19. April 1943 wurde Margarete Levy zusammen mit ihrem Ehemann Siegfried in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.

 

Margaretes Schwester Rose Valerie konnte mit ihrem späteren Ehemann Ewald Blumenthal 1943 nach Shanghai auswandern. In Shanghai trennte sich das Ehepaar und Valerie heiratete dort Erich Nussbaum. 1947 emigrierten Ewald Blumenthal und Valerie und Erich Nussbaum nach Kalifornien. Valerie starb dort 1970.