Verlegeort
Giesebrechtstr. 12
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Mai 2011
Geboren
01. September 1883 in Moskau
Deportation
am 25. Juni 1942
nach
Theresienstadt
Ermordet
18. April 1943 im Ghetto Theresienstadt
Adele Rosenbaum kam als Adele Levy am 1. September 1883 in Moskau auf die Welt. Sehr wahrscheinlich heiratete sie auch in Moskau, denn ihre Kinder wurden dort geboren. Ihr Mann war der Kaufmann Max Rosenbaum, geboren am 10. Mai 1872 in Königshütte/Schlesien (heute Chorzow). Am 23. Dezember 1904 brachte Adele ihre Tochter Therese auf die Welt, gut 1 ½ .Jahre später, am 20. August 1906, den Sohn Waldemar.
Wir wissen nicht genau, wann Rosenbaums nach Berlin übersiedelten. Vermutlich war es im Zuge der Kriegswirren, 1917 nach der Oktoberrevolution oder vielleicht schon 1915, als es in Moskau ein Pogrom gegen Deutsche gab. Im Berliner Adressbuch finden wir Max Rosenbaum 1919, als Kaufmann in der Steglitzer Zimmermannstraße 3 eingetragen. Zwei Jahre später lebten die Familie weiterhin in Steglitz, nun in der Schloßstraße 67. Max gründete um 1919 die „Ost-Compagnie für Handel und Industrie mbH“, für die ihm sicherlich seine Kenntnisse über und Kontakte zu Russland nützlich waren. Die Geschäftsadresse war Unter den Linden 14. Nach dem Vertrag von Rapallo 1922 wurde Deutschland ein wichtiger Handelspartner für die junge Sowjetunion.
Dennoch scheint es der „Ost-Compagnie“ in der Zweiten Hälfte der 20er Jahre nicht mehr gut gegangen zu sein, im Adressbuch taucht sie 1927 zum letzten Mal auf, Max Rosenbaum betätigte sich als Kaufmann wohl anderweitig. 1930 gaben Rosenbaums ihre 6-Zimmer-Wohnung in Steglitz auf. Die Firma war aufgelöst, der Sohn wohl aus dem Haus. Waldemar hatte eine Ausbildung als Werbefachmann gemacht, z.T. noch in der väterlichen Firma. Er arbeitete in seinem Beruf und wohnte mit seiner Lebensgefährtin woanders. Therese heiratete 1935 oder 1936 den Pelzhändler Abraham Szafran. Wohin Adele und Max und wahrscheinlich zunächst auch Therese nach 1930 zogen bleibt unklar. Eine sichere Spur findet sich erst wieder in der aus Anlass der Volkszählung vom Mai 1939 angelegten Sonderkartei für Juden. Dort ist Adele in der Giesebrechtstraße 12 registriert, bei der Witwe Sophie Rosenthal zur Untermiete. Diese wohnte ab 1933 in dem Haus, es bleibt also ungeklärt, ob Rosenbaums schon davor in der Giesebrechtstraße lebten. Max ist 1939 aus uns unbekannten Gründen nicht mit Adele zusammen sondern am Ludwigkirchplatz 7 bei Rebecca Jacobsohn gemeldet. Später wohnten Adele und Max gemeinsam in die Spichernstraße 19 zur Untermiete bei Julius Pinner. Dorthin waren sie wohl zwangseingewiesen worden, denn mit der Lockerung des Mieterschutzes für Juden durch das Gesetz vom 30. April 1939 konnten Juden gekündigt werden, um sie anschließend in Judenwohnungen und Judenhäuser zusammenzupferchen. So wurde Wohnraum für Nichtjuden geschaffen.
Dies war nicht die einzige Schikane und antisemitische Maßnahme, die Juden zu erleiden hatten. Zu Diskriminierung, Boykotte und Berufsverbote kamen vor allem nach den Pogromen vom November 1938 zahlreiche Verordnungen, die ihren Ausschluss aus dem öffentlichen Leben zum Ziel hatten. Theater, Konzerte, Kinos usw. waren Juden verboten, sie durften bestimmte Bannbereiche nicht mehr betreten, durften nur von 4 bis 5 Uhr nachmittags einkaufen, nach 9 Uhr abends - im Winter nach 8 Uhr - durften sie gar nicht mehr auf die Straße. Zudem mussten sie alle Wertgegenstände abliefern, Rundfunkgeräte wurden beschlagnahmt, Telefonanschlüsse gekündigt, ihre Konten wurden zu „Sicherheitskonten“ erklärt, von denen sie nur durch „Sicherungsanordnung“ festgelegte Beträge für ein Existenzminimum abheben durften. Dies waren nur einige der Vorschriften, die ihnen das Leben in Deutschland unerträglich machen sollten.
Sohn Waldemar war in weiser Voraussicht bereits 1933 nach Paris gegangen, Therese floh 1938 mit ihrem Mann nach Paris und später nach Nizza. Adele und Max blieben in Berlin, der weiteren Entrechtung, Stigmatisierung und Demütigung ausgesetzt. Die Verfolgung gipfelte schließlich in Deportation und Mord. Im Juni 1942 bekamen Adele und Max Rosenbaum den Deportationsbescheid, sie hatten sich in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 zu begeben, ein auf Befehl der Gestapo umfunktioniertes jüdisches Altersheim. Am 25. Juni 1942 mussten sie dann in aller Frühe am Anhalter Bahnhof auf Gleis 1 einen von zwei Waggons 3. Klasse besteigen, die später verplombt an den fahrplanmäßigen Zug nach Prag um 6:07 angehängt wurden. Mit 98 weiteren Leidensgenossen wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Laut NS-Propaganda war dieses „Altersghetto“ eine Stätte für einen ruhigen Lebensabend, tatsächlich erwartete die Insassen dort ein grausames Lebensende. In den erbärmlichen Unterbringungen grassierten Krankheiten und Seuchen infolge von Hunger, Kälte und katastrophalen Hygienebedingungen. Etwa ein Viertel der Insassen starben an diesen Umständen.
Auch Adele Rosenbaum überlebte nach einem harten Winter nur bis zum 17. April 1943. Knapp ein Jahr später, am 19. März 1944, erlag Max Rosenbaum den mörderischen Lebensbedingungen.
Therese und ihr Mann Abraham Szafran konnten auch in Frankreich nicht den NS-Schergen entkommen. Abraham wurde in Nizza bei einer Razzia der französischen Polizei im August 1942 aufgegriffen, an die Deutschen ausgeliefert und am 7. September 1942 (nach anderer Quelle am 10. Oktober) in Auschwitz ermordet. Therese wurde nach der deutschen Besetzung des französischen Südens im September 1943 verhaftet, nach Drancy gebracht und von dort nach Auschwitz deportiert. Sie wurde am 17. Dezember 1943 (nach anderer Quelle am 22. Dezember) ebenfalls ermordet.
Waldemar Rosenbaum wurde bei Kriegsausbruch – er lebte noch in Paris – zunächst als feindlicher Ausländer interniert, kämpfte dann bis 1941 in der Fremdenlegion. Anschließend ging er nach Nizza, wo seine Schwester war. Nachdem auch hier Juden verhaftet wurden, lebte er laut eigener Aussage versteckt in dem Landhaus französischer Freunde und überlebte den Krieg. Er starb 1977 in Nizza.
//niceoccupation.free.fr/index.html
Wir wissen nicht genau, wann Rosenbaums nach Berlin übersiedelten. Vermutlich war es im Zuge der Kriegswirren, 1917 nach der Oktoberrevolution oder vielleicht schon 1915, als es in Moskau ein Pogrom gegen Deutsche gab. Im Berliner Adressbuch finden wir Max Rosenbaum 1919, als Kaufmann in der Steglitzer Zimmermannstraße 3 eingetragen. Zwei Jahre später lebten die Familie weiterhin in Steglitz, nun in der Schloßstraße 67. Max gründete um 1919 die „Ost-Compagnie für Handel und Industrie mbH“, für die ihm sicherlich seine Kenntnisse über und Kontakte zu Russland nützlich waren. Die Geschäftsadresse war Unter den Linden 14. Nach dem Vertrag von Rapallo 1922 wurde Deutschland ein wichtiger Handelspartner für die junge Sowjetunion.
Dennoch scheint es der „Ost-Compagnie“ in der Zweiten Hälfte der 20er Jahre nicht mehr gut gegangen zu sein, im Adressbuch taucht sie 1927 zum letzten Mal auf, Max Rosenbaum betätigte sich als Kaufmann wohl anderweitig. 1930 gaben Rosenbaums ihre 6-Zimmer-Wohnung in Steglitz auf. Die Firma war aufgelöst, der Sohn wohl aus dem Haus. Waldemar hatte eine Ausbildung als Werbefachmann gemacht, z.T. noch in der väterlichen Firma. Er arbeitete in seinem Beruf und wohnte mit seiner Lebensgefährtin woanders. Therese heiratete 1935 oder 1936 den Pelzhändler Abraham Szafran. Wohin Adele und Max und wahrscheinlich zunächst auch Therese nach 1930 zogen bleibt unklar. Eine sichere Spur findet sich erst wieder in der aus Anlass der Volkszählung vom Mai 1939 angelegten Sonderkartei für Juden. Dort ist Adele in der Giesebrechtstraße 12 registriert, bei der Witwe Sophie Rosenthal zur Untermiete. Diese wohnte ab 1933 in dem Haus, es bleibt also ungeklärt, ob Rosenbaums schon davor in der Giesebrechtstraße lebten. Max ist 1939 aus uns unbekannten Gründen nicht mit Adele zusammen sondern am Ludwigkirchplatz 7 bei Rebecca Jacobsohn gemeldet. Später wohnten Adele und Max gemeinsam in die Spichernstraße 19 zur Untermiete bei Julius Pinner. Dorthin waren sie wohl zwangseingewiesen worden, denn mit der Lockerung des Mieterschutzes für Juden durch das Gesetz vom 30. April 1939 konnten Juden gekündigt werden, um sie anschließend in Judenwohnungen und Judenhäuser zusammenzupferchen. So wurde Wohnraum für Nichtjuden geschaffen.
Dies war nicht die einzige Schikane und antisemitische Maßnahme, die Juden zu erleiden hatten. Zu Diskriminierung, Boykotte und Berufsverbote kamen vor allem nach den Pogromen vom November 1938 zahlreiche Verordnungen, die ihren Ausschluss aus dem öffentlichen Leben zum Ziel hatten. Theater, Konzerte, Kinos usw. waren Juden verboten, sie durften bestimmte Bannbereiche nicht mehr betreten, durften nur von 4 bis 5 Uhr nachmittags einkaufen, nach 9 Uhr abends - im Winter nach 8 Uhr - durften sie gar nicht mehr auf die Straße. Zudem mussten sie alle Wertgegenstände abliefern, Rundfunkgeräte wurden beschlagnahmt, Telefonanschlüsse gekündigt, ihre Konten wurden zu „Sicherheitskonten“ erklärt, von denen sie nur durch „Sicherungsanordnung“ festgelegte Beträge für ein Existenzminimum abheben durften. Dies waren nur einige der Vorschriften, die ihnen das Leben in Deutschland unerträglich machen sollten.
Sohn Waldemar war in weiser Voraussicht bereits 1933 nach Paris gegangen, Therese floh 1938 mit ihrem Mann nach Paris und später nach Nizza. Adele und Max blieben in Berlin, der weiteren Entrechtung, Stigmatisierung und Demütigung ausgesetzt. Die Verfolgung gipfelte schließlich in Deportation und Mord. Im Juni 1942 bekamen Adele und Max Rosenbaum den Deportationsbescheid, sie hatten sich in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 zu begeben, ein auf Befehl der Gestapo umfunktioniertes jüdisches Altersheim. Am 25. Juni 1942 mussten sie dann in aller Frühe am Anhalter Bahnhof auf Gleis 1 einen von zwei Waggons 3. Klasse besteigen, die später verplombt an den fahrplanmäßigen Zug nach Prag um 6:07 angehängt wurden. Mit 98 weiteren Leidensgenossen wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Laut NS-Propaganda war dieses „Altersghetto“ eine Stätte für einen ruhigen Lebensabend, tatsächlich erwartete die Insassen dort ein grausames Lebensende. In den erbärmlichen Unterbringungen grassierten Krankheiten und Seuchen infolge von Hunger, Kälte und katastrophalen Hygienebedingungen. Etwa ein Viertel der Insassen starben an diesen Umständen.
Auch Adele Rosenbaum überlebte nach einem harten Winter nur bis zum 17. April 1943. Knapp ein Jahr später, am 19. März 1944, erlag Max Rosenbaum den mörderischen Lebensbedingungen.
Therese und ihr Mann Abraham Szafran konnten auch in Frankreich nicht den NS-Schergen entkommen. Abraham wurde in Nizza bei einer Razzia der französischen Polizei im August 1942 aufgegriffen, an die Deutschen ausgeliefert und am 7. September 1942 (nach anderer Quelle am 10. Oktober) in Auschwitz ermordet. Therese wurde nach der deutschen Besetzung des französischen Südens im September 1943 verhaftet, nach Drancy gebracht und von dort nach Auschwitz deportiert. Sie wurde am 17. Dezember 1943 (nach anderer Quelle am 22. Dezember) ebenfalls ermordet.
Waldemar Rosenbaum wurde bei Kriegsausbruch – er lebte noch in Paris – zunächst als feindlicher Ausländer interniert, kämpfte dann bis 1941 in der Fremdenlegion. Anschließend ging er nach Nizza, wo seine Schwester war. Nachdem auch hier Juden verhaftet wurden, lebte er laut eigener Aussage versteckt in dem Landhaus französischer Freunde und überlebte den Krieg. Er starb 1977 in Nizza.
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Adele Rosenbaum kam als Adele Levy am 1. September 1883 in Moskau auf die Welt. Sehr wahrscheinlich heiratete sie auch in Moskau, denn ihre Kinder wurden dort geboren. Ihr Mann war der Kaufmann Max Rosenbaum, geboren am 10. Mai 1872 in Königshütte/Schlesien (heute Chorzow). Am 23. Dezember 1904 brachte Adele ihre Tochter Therese auf die Welt, gut 1 ½ .Jahre später, am 20. August 1906, den Sohn Waldemar.
Wir wissen nicht genau, wann Rosenbaums nach Berlin übersiedelten. Vermutlich war es im Zuge der Kriegswirren, 1917 nach der Oktoberrevolution oder vielleicht schon 1915, als es in Moskau ein Pogrom gegen Deutsche gab. Im Berliner Adressbuch finden wir Max Rosenbaum 1919, als Kaufmann in der Steglitzer Zimmermannstraße 3 eingetragen. Zwei Jahre später lebten die Familie weiterhin in Steglitz, nun in der Schloßstraße 67. Max gründete um 1919 die „Ost-Compagnie für Handel und Industrie mbH“, für die ihm sicherlich seine Kenntnisse über und Kontakte zu Russland nützlich waren. Die Geschäftsadresse war Unter den Linden 14. Nach dem Vertrag von Rapallo 1922 wurde Deutschland ein wichtiger Handelspartner für die junge Sowjetunion.
Dennoch scheint es der „Ost-Compagnie“ in der Zweiten Hälfte der 20er Jahre nicht mehr gut gegangen zu sein, im Adressbuch taucht sie 1927 zum letzten Mal auf, Max Rosenbaum betätigte sich als Kaufmann wohl anderweitig. 1930 gaben Rosenbaums ihre 6-Zimmer-Wohnung in Steglitz auf. Die Firma war aufgelöst, der Sohn wohl aus dem Haus. Waldemar hatte eine Ausbildung als Werbefachmann gemacht, z.T. noch in der väterlichen Firma. Er arbeitete in seinem Beruf und wohnte mit seiner Lebensgefährtin woanders. Therese heiratete 1935 oder 1936 den Pelzhändler Abraham Szafran. Wohin Adele und Max und wahrscheinlich zunächst auch Therese nach 1930 zogen bleibt unklar. Eine sichere Spur findet sich erst wieder in der aus Anlass der Volkszählung vom Mai 1939 angelegten Sonderkartei für Juden. Dort ist Adele in der Giesebrechtstraße 12 registriert, bei der Witwe Sophie Rosenthal zur Untermiete. Diese wohnte ab 1933 in dem Haus, es bleibt also ungeklärt, ob Rosenbaums schon davor in der Giesebrechtstraße lebten. Max ist 1939 aus uns unbekannten Gründen nicht mit Adele zusammen sondern am Ludwigkirchplatz 7 bei Rebecca Jacobsohn gemeldet. Später wohnten Adele und Max gemeinsam in die Spichernstraße 19 zur Untermiete bei Julius Pinner. Dorthin waren sie wohl zwangseingewiesen worden, denn mit der Lockerung des Mieterschutzes für Juden durch das Gesetz vom 30. April 1939 konnten Juden gekündigt werden, um sie anschließend in Judenwohnungen und Judenhäuser zusammenzupferchen. So wurde Wohnraum für Nichtjuden geschaffen.
Dies war nicht die einzige Schikane und antisemitische Maßnahme, die Juden zu erleiden hatten. Zu Diskriminierung, Boykotte und Berufsverbote kamen vor allem nach den Pogromen vom November 1938 zahlreiche Verordnungen, die ihren Ausschluss aus dem öffentlichen Leben zum Ziel hatten. Theater, Konzerte, Kinos usw. waren Juden verboten, sie durften bestimmte Bannbereiche nicht mehr betreten, durften nur von 4 bis 5 Uhr nachmittags einkaufen, nach 9 Uhr abends - im Winter nach 8 Uhr - durften sie gar nicht mehr auf die Straße. Zudem mussten sie alle Wertgegenstände abliefern, Rundfunkgeräte wurden beschlagnahmt, Telefonanschlüsse gekündigt, ihre Konten wurden zu „Sicherheitskonten“ erklärt, von denen sie nur durch „Sicherungsanordnung“ festgelegte Beträge für ein Existenzminimum abheben durften. Dies waren nur einige der Vorschriften, die ihnen das Leben in Deutschland unerträglich machen sollten.
Sohn Waldemar war in weiser Voraussicht bereits 1933 nach Paris gegangen, Therese floh 1938 mit ihrem Mann nach Paris und später nach Nizza. Adele und Max blieben in Berlin, der weiteren Entrechtung, Stigmatisierung und Demütigung ausgesetzt. Die Verfolgung gipfelte schließlich in Deportation und Mord. Im Juni 1942 bekamen Adele und Max Rosenbaum den Deportationsbescheid, sie hatten sich in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 zu begeben, ein auf Befehl der Gestapo umfunktioniertes jüdisches Altersheim. Am 25. Juni 1942 mussten sie dann in aller Frühe am Anhalter Bahnhof auf Gleis 1 einen von zwei Waggons 3. Klasse besteigen, die später verplombt an den fahrplanmäßigen Zug nach Prag um 6:07 angehängt wurden. Mit 98 weiteren Leidensgenossen wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Laut NS-Propaganda war dieses „Altersghetto“ eine Stätte für einen ruhigen Lebensabend, tatsächlich erwartete die Insassen dort ein grausames Lebensende. In den erbärmlichen Unterbringungen grassierten Krankheiten und Seuchen infolge von Hunger, Kälte und katastrophalen Hygienebedingungen. Etwa ein Viertel der Insassen starben an diesen Umständen.
Auch Adele Rosenbaum überlebte nach einem harten Winter nur bis zum 17. April 1943. Knapp ein Jahr später, am 19. März 1944, erlag Max Rosenbaum den mörderischen Lebensbedingungen.
Therese und ihr Mann Abraham Szafran konnten auch in Frankreich nicht den NS-Schergen entkommen. Abraham wurde in Nizza bei einer Razzia der französischen Polizei im August 1942 aufgegriffen, an die Deutschen ausgeliefert und am 7. September 1942 (nach anderer Quelle am 10. Oktober) in Auschwitz ermordet. Therese wurde nach der deutschen Besetzung des französischen Südens im September 1943 verhaftet, nach Drancy gebracht und von dort nach Auschwitz deportiert. Sie wurde am 17. Dezember 1943 (nach anderer Quelle am 22. Dezember) ebenfalls ermordet.
Waldemar Rosenbaum wurde bei Kriegsausbruch – er lebte noch in Paris – zunächst als feindlicher Ausländer interniert, kämpfte dann bis 1941 in der Fremdenlegion. Anschließend ging er nach Nizza, wo seine Schwester war. Nachdem auch hier Juden verhaftet wurden, lebte er laut eigener Aussage versteckt in dem Landhaus französischer Freunde und überlebte den Krieg. Er starb 1977 in Nizza.
//niceoccupation.free.fr/index.html
Wir wissen nicht genau, wann Rosenbaums nach Berlin übersiedelten. Vermutlich war es im Zuge der Kriegswirren, 1917 nach der Oktoberrevolution oder vielleicht schon 1915, als es in Moskau ein Pogrom gegen Deutsche gab. Im Berliner Adressbuch finden wir Max Rosenbaum 1919, als Kaufmann in der Steglitzer Zimmermannstraße 3 eingetragen. Zwei Jahre später lebten die Familie weiterhin in Steglitz, nun in der Schloßstraße 67. Max gründete um 1919 die „Ost-Compagnie für Handel und Industrie mbH“, für die ihm sicherlich seine Kenntnisse über und Kontakte zu Russland nützlich waren. Die Geschäftsadresse war Unter den Linden 14. Nach dem Vertrag von Rapallo 1922 wurde Deutschland ein wichtiger Handelspartner für die junge Sowjetunion.
Dennoch scheint es der „Ost-Compagnie“ in der Zweiten Hälfte der 20er Jahre nicht mehr gut gegangen zu sein, im Adressbuch taucht sie 1927 zum letzten Mal auf, Max Rosenbaum betätigte sich als Kaufmann wohl anderweitig. 1930 gaben Rosenbaums ihre 6-Zimmer-Wohnung in Steglitz auf. Die Firma war aufgelöst, der Sohn wohl aus dem Haus. Waldemar hatte eine Ausbildung als Werbefachmann gemacht, z.T. noch in der väterlichen Firma. Er arbeitete in seinem Beruf und wohnte mit seiner Lebensgefährtin woanders. Therese heiratete 1935 oder 1936 den Pelzhändler Abraham Szafran. Wohin Adele und Max und wahrscheinlich zunächst auch Therese nach 1930 zogen bleibt unklar. Eine sichere Spur findet sich erst wieder in der aus Anlass der Volkszählung vom Mai 1939 angelegten Sonderkartei für Juden. Dort ist Adele in der Giesebrechtstraße 12 registriert, bei der Witwe Sophie Rosenthal zur Untermiete. Diese wohnte ab 1933 in dem Haus, es bleibt also ungeklärt, ob Rosenbaums schon davor in der Giesebrechtstraße lebten. Max ist 1939 aus uns unbekannten Gründen nicht mit Adele zusammen sondern am Ludwigkirchplatz 7 bei Rebecca Jacobsohn gemeldet. Später wohnten Adele und Max gemeinsam in die Spichernstraße 19 zur Untermiete bei Julius Pinner. Dorthin waren sie wohl zwangseingewiesen worden, denn mit der Lockerung des Mieterschutzes für Juden durch das Gesetz vom 30. April 1939 konnten Juden gekündigt werden, um sie anschließend in Judenwohnungen und Judenhäuser zusammenzupferchen. So wurde Wohnraum für Nichtjuden geschaffen.
Dies war nicht die einzige Schikane und antisemitische Maßnahme, die Juden zu erleiden hatten. Zu Diskriminierung, Boykotte und Berufsverbote kamen vor allem nach den Pogromen vom November 1938 zahlreiche Verordnungen, die ihren Ausschluss aus dem öffentlichen Leben zum Ziel hatten. Theater, Konzerte, Kinos usw. waren Juden verboten, sie durften bestimmte Bannbereiche nicht mehr betreten, durften nur von 4 bis 5 Uhr nachmittags einkaufen, nach 9 Uhr abends - im Winter nach 8 Uhr - durften sie gar nicht mehr auf die Straße. Zudem mussten sie alle Wertgegenstände abliefern, Rundfunkgeräte wurden beschlagnahmt, Telefonanschlüsse gekündigt, ihre Konten wurden zu „Sicherheitskonten“ erklärt, von denen sie nur durch „Sicherungsanordnung“ festgelegte Beträge für ein Existenzminimum abheben durften. Dies waren nur einige der Vorschriften, die ihnen das Leben in Deutschland unerträglich machen sollten.
Sohn Waldemar war in weiser Voraussicht bereits 1933 nach Paris gegangen, Therese floh 1938 mit ihrem Mann nach Paris und später nach Nizza. Adele und Max blieben in Berlin, der weiteren Entrechtung, Stigmatisierung und Demütigung ausgesetzt. Die Verfolgung gipfelte schließlich in Deportation und Mord. Im Juni 1942 bekamen Adele und Max Rosenbaum den Deportationsbescheid, sie hatten sich in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 zu begeben, ein auf Befehl der Gestapo umfunktioniertes jüdisches Altersheim. Am 25. Juni 1942 mussten sie dann in aller Frühe am Anhalter Bahnhof auf Gleis 1 einen von zwei Waggons 3. Klasse besteigen, die später verplombt an den fahrplanmäßigen Zug nach Prag um 6:07 angehängt wurden. Mit 98 weiteren Leidensgenossen wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Laut NS-Propaganda war dieses „Altersghetto“ eine Stätte für einen ruhigen Lebensabend, tatsächlich erwartete die Insassen dort ein grausames Lebensende. In den erbärmlichen Unterbringungen grassierten Krankheiten und Seuchen infolge von Hunger, Kälte und katastrophalen Hygienebedingungen. Etwa ein Viertel der Insassen starben an diesen Umständen.
Auch Adele Rosenbaum überlebte nach einem harten Winter nur bis zum 17. April 1943. Knapp ein Jahr später, am 19. März 1944, erlag Max Rosenbaum den mörderischen Lebensbedingungen.
Therese und ihr Mann Abraham Szafran konnten auch in Frankreich nicht den NS-Schergen entkommen. Abraham wurde in Nizza bei einer Razzia der französischen Polizei im August 1942 aufgegriffen, an die Deutschen ausgeliefert und am 7. September 1942 (nach anderer Quelle am 10. Oktober) in Auschwitz ermordet. Therese wurde nach der deutschen Besetzung des französischen Südens im September 1943 verhaftet, nach Drancy gebracht und von dort nach Auschwitz deportiert. Sie wurde am 17. Dezember 1943 (nach anderer Quelle am 22. Dezember) ebenfalls ermordet.
Waldemar Rosenbaum wurde bei Kriegsausbruch – er lebte noch in Paris – zunächst als feindlicher Ausländer interniert, kämpfte dann bis 1941 in der Fremdenlegion. Anschließend ging er nach Nizza, wo seine Schwester war. Nachdem auch hier Juden verhaftet wurden, lebte er laut eigener Aussage versteckt in dem Landhaus französischer Freunde und überlebte den Krieg. Er starb 1977 in Nizza.
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