Gerda Lehmann geb. Kreiner

Verlegeort
Giesebrechtstr. 12
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Mai 2011
Geboren
03. Oktober 1920 in Friedersdorf
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
Gerda Lehmanns Mädchenname war Kreiner. Sie kam am 3. Oktober 1920 in Friedersdorf/Beeskow zur Welt. Wir wissen leider nichts über ihre Kindheit und frühe Jugend, auch nicht, wann sie nach Berlin kam. Vielleicht zog sie mit ihren Eltern in die Hauptstadt, vielleicht kam sie aber auch allein, um in Berlin zu arbeiten, z.B. in einem Haushalt. Am 17. Mai 1939 fand eine Volkszählung statt, bei der Juden in einer separaten Kartei erfasst wurden. Auf diesen Ergänzungskarten wurde unter anderem registriert, wer wie viele jüdische Großeltern hatte. Trotz des auch damals bestehenden Statistikgeheimnisses, wurde diese Kartei später für die Judenverfolgung missbraucht, z.B. bei den Zwangsverpflichtungen zur Arbeit ab 1940. Laut dieser Kartei war die 18jährige Gerda Kreiner bei Familie Wechselmann in der Giesebrechtstaße 12 gemeldet. Wechselmanns wohnten hier erst seit 1938, möglicherweise war Gerda schon vorher bei ihnen als Hausmädchen.

Am 23. November 1939 heiratete Gerda den 32 Jahre älteren Kaufmann Walter Lehmann. Walter Lehmann war am 12. November 1888 in Berlin geboren worden. Er war ein Sohn des Schuhfabrikanten und -händlers Heinrich Lehmann und seiner Frau Betty geb. Rosettenstein. Er hatte schon 1913 einmal geheiratet, sich nach dem Krieg 1921 wieder scheiden lassen. Die19-jährige Gerda war seine dritte Ehefrau. Über die Gründe einer so ungewöhnlichen Verbindung können wir auch nur spekulieren. Die Lage für Juden im nationalsozialistischen Deutschland war mittlerweile durch Verfolgung und Ausgrenzung bedrohlich und schwer erträglich geworden. Möglich, dass Gerda sich mit einem väterlichen Ehemann geschützter fühlte.

Wo das Paar wohnte, bleibt ungewiss. Zum Zeitpunkt der Volkszählung war Walter Lehman in der Alexanderstraße 21 gemeldet. Laut Adressbuch wohnte dort ein Zahnarzt namens John Lehmann, vielleicht ein Verwandter. Eventuell konnte Walter dort auch mit seiner Frau unterkommen. Im Mai 1941 wurde das Paar genötigt, in zwei Zimmer zur Untermiete bei Bernhard Slupecki in der Stargarder Straße 1 zu ziehen. Gerda wurde zur Zwangsarbeit in der Batterie- und Elementefabrik System Zeiler, in der Rungestraße herangezogen. Vielleicht wurde auch Walter – trotz seines Alters - zwangsverpflichtet, denn beide scheinen Opfer der sogenannten „Fabrikaktion“ geworden zu sein. Bei dieser Razzia sollten am 27. Februar 1943 alle noch im Reich verbliebene jüdische Arbeiter ohne die übliche Ankündigung direkt am Arbeitsplatz verhaftet und dann deportiert werden. In Berlin gelang es zwar noch etlichen rechtzeitig unterzutauchen, aber rund 8000 konnte die Gestapo festnehmen, unter ihnen Gerda und Walter Lehmann. Sie konnten möglicherweise nicht einmal Abschied voneinander nehmen. Da sie vermutlich in verschiedenen Betrieben aufgegriffen wurden, kamen sie wohl auch in unterschiedliche Sammellager. Wegen der hohen Anzahl der Gefangenen waren mehrere zusätzliche Sammelstellen improvisiert worden. Und Gerda und Walter wurden auch nicht am selben Tag deportiert. Walter kam auf einen „Transport“ am 2. März 1943, Gerda einen Tag darauf, am 3. März. Beide Züge mit jeweils über 1700 Menschen fuhren nach Auschwitz. Nur wenige hundert von den Deportierten wurden zur weiteren Zwangsarbeit „selektiert“, die junge Gerda Lehmann mag dazu gehört haben. Dies bedeutete aber nur einen Aufschub. Wer nicht sofort in den Gaskammern ermordet wurde, sollte durch unmenschliche Arbeit vernichtet werden. Weder Walter noch Gerda überlebten Auschwitz.

Gerda und Walters letzter Vermieter, Bernhard Slopecki, wurde am 2. März 1943 mit demselben Zug, in dem Walter war, nach Auschwitz deportiert und dort ebenfalls ermordet.

Gerda Lehmanns Mädchenname war Kreiner. Sie kam am 3. Oktober 1920 in Friedersdorf/Beeskow zur Welt. Wir wissen leider nichts über ihre Kindheit und frühe Jugend, auch nicht, wann sie nach Berlin kam. Vielleicht zog sie mit ihren Eltern in die Hauptstadt, vielleicht kam sie aber auch allein, um in Berlin zu arbeiten, z.B. in einem Haushalt. Am 17. Mai 1939 fand eine Volkszählung statt, bei der Juden in einer separaten Kartei erfasst wurden. Auf diesen Ergänzungskarten wurde unter anderem registriert, wer wie viele jüdische Großeltern hatte. Trotz des auch damals bestehenden Statistikgeheimnisses, wurde diese Kartei später für die Judenverfolgung missbraucht, z.B. bei den Zwangsverpflichtungen zur Arbeit ab 1940. Laut dieser Kartei war die 18jährige Gerda Kreiner bei Familie Wechselmann in der Giesebrechtstaße 12 gemeldet. Wechselmanns wohnten hier erst seit 1938, möglicherweise war Gerda schon vorher bei ihnen als Hausmädchen.

Am 23. November 1939 heiratete Gerda den 32 Jahre älteren Kaufmann Walter Lehmann. Walter Lehmann war am 12. November 1888 in Berlin geboren worden. Er war ein Sohn des Schuhfabrikanten und -händlers Heinrich Lehmann und seiner Frau Betty geb. Rosettenstein. Er hatte schon 1913 einmal geheiratet, sich nach dem Krieg 1921 wieder scheiden lassen. Die19-jährige Gerda war seine dritte Ehefrau. Über die Gründe einer so ungewöhnlichen Verbindung können wir auch nur spekulieren. Die Lage für Juden im nationalsozialistischen Deutschland war mittlerweile durch Verfolgung und Ausgrenzung bedrohlich und schwer erträglich geworden. Möglich, dass Gerda sich mit einem väterlichen Ehemann geschützter fühlte.

Wo das Paar wohnte, bleibt ungewiss. Zum Zeitpunkt der Volkszählung war Walter Lehman in der Alexanderstraße 21 gemeldet. Laut Adressbuch wohnte dort ein Zahnarzt namens John Lehmann, vielleicht ein Verwandter. Eventuell konnte Walter dort auch mit seiner Frau unterkommen. Im Mai 1941 wurde das Paar genötigt, in zwei Zimmer zur Untermiete bei Bernhard Slupecki in der Stargarder Straße 1 zu ziehen. Gerda wurde zur Zwangsarbeit in der Batterie- und Elementefabrik System Zeiler, in der Rungestraße herangezogen. Vielleicht wurde auch Walter – trotz seines Alters - zwangsverpflichtet, denn beide scheinen Opfer der sogenannten „Fabrikaktion“ geworden zu sein. Bei dieser Razzia sollten am 27. Februar 1943 alle noch im Reich verbliebene jüdische Arbeiter ohne die übliche Ankündigung direkt am Arbeitsplatz verhaftet und dann deportiert werden. In Berlin gelang es zwar noch etlichen rechtzeitig unterzutauchen, aber rund 8000 konnte die Gestapo festnehmen, unter ihnen Gerda und Walter Lehmann. Sie konnten möglicherweise nicht einmal Abschied voneinander nehmen. Da sie vermutlich in verschiedenen Betrieben aufgegriffen wurden, kamen sie wohl auch in unterschiedliche Sammellager. Wegen der hohen Anzahl der Gefangenen waren mehrere zusätzliche Sammelstellen improvisiert worden. Und Gerda und Walter wurden auch nicht am selben Tag deportiert. Walter kam auf einen „Transport“ am 2. März 1943, Gerda einen Tag darauf, am 3. März. Beide Züge mit jeweils über 1700 Menschen fuhren nach Auschwitz. Nur wenige hundert von den Deportierten wurden zur weiteren Zwangsarbeit „selektiert“, die junge Gerda Lehmann mag dazu gehört haben. Dies bedeutete aber nur einen Aufschub. Wer nicht sofort in den Gaskammern ermordet wurde, sollte durch unmenschliche Arbeit vernichtet werden. Weder Walter noch Gerda überlebten Auschwitz.

Gerda und Walters letzter Vermieter, Bernhard Slopecki, wurde am 2. März 1943 mit demselben Zug, in dem Walter war, nach Auschwitz deportiert und dort ebenfalls ermordet.