Verlegeort
Giesebrechtstr. 12
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
08. Mai 2011
Geboren
28. Mai 1892 in Miechowitz / Miechowice
Deportation
am 14. Oktober 1943
nach
Auschwitz
Ermordet
Erich Wechselmann wurde am 28. Mai 1892 in Miechowitz bei Beuthen/Oberschlesien geboren. Sein Vater Max Wechselmann war dort Brauerei- und Gasthausbesitzer. Seine Mutter war Amalie Wechselmann, geb. Wechselmann. Er war der älteste Sohn, sein 3 Jahre jüngerer Bruder Erhard Eduard sollte später ein bekannter Bariton und Opernsänger werden. Eine 1886 geborene Schwester war schon im Alter von einem Jahr gestorben. Max Wechselmann zog mit seiner Familie - wir wissen nicht genau wann – nach Breslau, vermutlich wollte er sich dort zur Ruhe setzen. Sehr wahrscheinlich ist, dass Erich nach der Schulausbildung in Breslau seine Handelslehre machte. 1913, wenige Tage vor Erichs 21. Geburtstag, war sein Vater in Berlin zu Besuch und erlitt dort einen tödlichen Unfall. Er starb am 20. Mai in der Rettungswache der Unfallstation des Roten Kreuzes in der Kaiser-Friedrich-Straße 57. Seine Witwe Amalie blieb in Breslau und wechselte die Wohnung, von der dortigen Lothringer Straße 7 zog sie in die Augustastraße 64. Wir dürfen annehmen, dass Erich mit ihr dort wohnte, da er später auch diese Adresse hatte.
Wir finden Erich im Adressbuch hier 1927, vermutlich war Amalie inzwischen gestorben, vielleicht Erich auch schon verheiratet. Seine Frau war Hanni geb. Simmenauer, am 07. November 1905 in Breslau geboren. Hannis Vater war Michael Simmenauer, Besitzer einer Hosenfabrik, die Mutter Minna geb. Lewek. Bei Hannis Geburt wohnten sie in der Altbüßerstraße 10, einige Jahre später hatte Michael von der Hosen- zur Kinderkonfektion gewechselt und ein eigenes Haus in der Taschenstraße 20 bezogen. Hanni hatte drei Schwestern, Martha, Erna und Hertha, und einen Bruder, Alfred. Sie war die Jüngste, 7 Jahre trennten sie von dem nächstälteren Geschwisterkind, diese waren alle zwischen 1892 und 1898 geboren worden. Alfred sollte 1917 im Krieg ums Leben kommen.
Nachdem Hanni Erich geheiratet hatte, lebte sie mit ihm in der Augustastraße 64. Am 7. November 1929 gebar sie ihre Tochter Lilli. Erich scheint beruflich erfolgreich gewesen zu sein, er betätigte sich als Grundstücksmakler. Aber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die Geschäfte für einen jüdischen Kaufmann erheblich schwieriger, und er beschloss nach Berlin umzuziehen. Wie viele andere hoffte er wahrscheinlich, in der Großstadt weniger der Diskriminierung ausgesetzt zu sein. In Berlin wohnten Wechselmanns in der Joachimsthaler Straße 17. Dort gründete Erich eine „Apotheken Agentur“ und beschrieb sein Tätigkeitsfeld so: „An- und Verkauf von Apotheken, Beschaffung von Beteiligungen, Pachtungen und Verwaltungen“. Ein Schreiben anlässlich des Verkaufs der Mohren-Apotheke in Erfurt bezeugt das. Aber auch das konnte er unter den Nazis nicht lange ausüben. 1937 hatte er zwar noch laut Adressbuch eine Immobilienfirma am Tauentzien 14 gegründet, aber bereits ein Jahr darauf musste er sie liquidieren. In diesem Jahr, 1938, ist er mit Hanni und Lilli in die Giesebrechtstraße 12 umgezogen, vermutlich in eine bescheidenere Wohnung als in der Joachimsthaler.
Das Leben für Juden war zu diesem Zeitpunkt schon erheblich eingeschränkt, nach den Pogromen im November 1938 wurde mit zahlreichen weiteren diskriminierenden und erniedrigenden Verordnungen die vollständige Ausgrenzung von Juden aus dem Berufs- und öffentlichen Alltagsleben betrieben. Im Oktober 1941 begannen dann die Deportationen von Juden. Hannis Schwester Erna, verheiratete Gerechter, wurde bereits am 25. November 1941 mit dem ersten „Transport“ von Breslau ins litauische Kowno (Kauen) deportiert und dort vier Tage später im Fort Knox IX erschossen. Minna Simmenauer, Hannis Mutter – der Vater war um 1939 gestorben – wurde am 27. Juli 1942 von der Taschenstraße 20 aus nach Theresienstadt verschleppt und kam dort bereits am folgenden 6. August ums Leben. Schwester Herta, ebenfalls in Breslau wohnhaft, wurde mit ihrem Mann Hans Wohlauer im März 1943, vermutlich im Rahmen der „Fabrikaktion“, bei der alle zur Zwangsarbeit verpflichteten Juden ohne Vorwarnung am Arbeitsplatz zur Deportation festgenommen weder sollten, nach Auschwitz verbracht und dort ermordet. Obwohl von Nichtjuden isoliert, kann man annehmen, das Hanni Wechselmann die Deportationen ihrer Familie in Breslau verfolgte, wenn auch sie nicht von deren Ermordung erfahren konnte.
Erichs Bruder Erhard Eduard, der Bariton, der sogar 1890 in der New Yorker Metropolitan Opera aufgetreten war, floh mit seiner Frau Ernestine und der 1931 geborenen Tochter Edith nach Utrecht in den Niederlanden. Dort betätigte er sich unter anderem als Gesanglehrer im Rahmen der Jüdischen Gemeinde. Ob Erich und Hanni auch Emigrationspläne hegten, wissen wir nicht. Jedenfalls war dies nach Kriegsbeginn sehr erschwert, und bald gänzlich verboten. Wechselmanns blieben in der Giesebrechtstraße. Lilli musste im August 1938 von der Schule abgehen und durfte nur noch auf eine jüdische Schule gehen, sie wechselte zur jüdischen Volksschule in der Klopstockstraße. Die Eltern wurden sehr wahrscheinlich zur Zwangsarbeit herangezogen. Anfang Oktober 1943 mussten dann alle drei in das im jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26 eingerichtete Sammellager – nun stand auch ihnen die Deportation bevor. Am 14. Oktober hatten sie mit 75 weiteren Opfern einen Zug zu besteigen, der sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz brachte. Wir wissen nicht, ob Erich und Hanni, 51 und 38 Jahre alt, als „arbeitsfähig“ eingestuft wurden und sich dadurch ihre „Vernichtung durch Arbeit“ unter den unmenschlichen Bedingungen im KZ noch einige Zeit hinauszögerte. Wir kennen ihr Todesdatum nicht. Nicht als arbeitsfähig Erachtete und Kinder wurden sofort in den Gaskammern ermordet. Dies war wahrscheinlich das grausame Los von Lilli. Eine in Israel lebende ehemalige Schulfreundin, Jutta Pickardt, hat 1999 für sie in Yad Vashem ein Gedenkblatt hinterlegt.
Von dem weiteren Schicksal seines Bruders Erhard hat Erich vielleicht nicht mehr erfahren. Obwohl die Deutschen schon 1940 Holland besetzt hatten und ab 1941 von dort ebenfalls Juden deportierten, wurde Erhard Eduard Wechselmann als Musikpädagoge der Jüdischen Gemeinde zunächst ausdrücklich verschont. Doch vermutlich Anfang Juli 1943 internierte man ihn mit Ernestine und Edith im Lager Westerbork und am 20. Juli wurden sie nach Sobibor deportiert. Alle drei wurden dort auf Ankunft am 23. Juli 1943 ermordet. Ungeklärt bleibt das Schicksal von Hannis Schwester Martha, verheiratete Spingarn. Sie ist in keiner Opferdatenbank aufgeführt.
Wir finden Erich im Adressbuch hier 1927, vermutlich war Amalie inzwischen gestorben, vielleicht Erich auch schon verheiratet. Seine Frau war Hanni geb. Simmenauer, am 07. November 1905 in Breslau geboren. Hannis Vater war Michael Simmenauer, Besitzer einer Hosenfabrik, die Mutter Minna geb. Lewek. Bei Hannis Geburt wohnten sie in der Altbüßerstraße 10, einige Jahre später hatte Michael von der Hosen- zur Kinderkonfektion gewechselt und ein eigenes Haus in der Taschenstraße 20 bezogen. Hanni hatte drei Schwestern, Martha, Erna und Hertha, und einen Bruder, Alfred. Sie war die Jüngste, 7 Jahre trennten sie von dem nächstälteren Geschwisterkind, diese waren alle zwischen 1892 und 1898 geboren worden. Alfred sollte 1917 im Krieg ums Leben kommen.
Nachdem Hanni Erich geheiratet hatte, lebte sie mit ihm in der Augustastraße 64. Am 7. November 1929 gebar sie ihre Tochter Lilli. Erich scheint beruflich erfolgreich gewesen zu sein, er betätigte sich als Grundstücksmakler. Aber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die Geschäfte für einen jüdischen Kaufmann erheblich schwieriger, und er beschloss nach Berlin umzuziehen. Wie viele andere hoffte er wahrscheinlich, in der Großstadt weniger der Diskriminierung ausgesetzt zu sein. In Berlin wohnten Wechselmanns in der Joachimsthaler Straße 17. Dort gründete Erich eine „Apotheken Agentur“ und beschrieb sein Tätigkeitsfeld so: „An- und Verkauf von Apotheken, Beschaffung von Beteiligungen, Pachtungen und Verwaltungen“. Ein Schreiben anlässlich des Verkaufs der Mohren-Apotheke in Erfurt bezeugt das. Aber auch das konnte er unter den Nazis nicht lange ausüben. 1937 hatte er zwar noch laut Adressbuch eine Immobilienfirma am Tauentzien 14 gegründet, aber bereits ein Jahr darauf musste er sie liquidieren. In diesem Jahr, 1938, ist er mit Hanni und Lilli in die Giesebrechtstraße 12 umgezogen, vermutlich in eine bescheidenere Wohnung als in der Joachimsthaler.
Das Leben für Juden war zu diesem Zeitpunkt schon erheblich eingeschränkt, nach den Pogromen im November 1938 wurde mit zahlreichen weiteren diskriminierenden und erniedrigenden Verordnungen die vollständige Ausgrenzung von Juden aus dem Berufs- und öffentlichen Alltagsleben betrieben. Im Oktober 1941 begannen dann die Deportationen von Juden. Hannis Schwester Erna, verheiratete Gerechter, wurde bereits am 25. November 1941 mit dem ersten „Transport“ von Breslau ins litauische Kowno (Kauen) deportiert und dort vier Tage später im Fort Knox IX erschossen. Minna Simmenauer, Hannis Mutter – der Vater war um 1939 gestorben – wurde am 27. Juli 1942 von der Taschenstraße 20 aus nach Theresienstadt verschleppt und kam dort bereits am folgenden 6. August ums Leben. Schwester Herta, ebenfalls in Breslau wohnhaft, wurde mit ihrem Mann Hans Wohlauer im März 1943, vermutlich im Rahmen der „Fabrikaktion“, bei der alle zur Zwangsarbeit verpflichteten Juden ohne Vorwarnung am Arbeitsplatz zur Deportation festgenommen weder sollten, nach Auschwitz verbracht und dort ermordet. Obwohl von Nichtjuden isoliert, kann man annehmen, das Hanni Wechselmann die Deportationen ihrer Familie in Breslau verfolgte, wenn auch sie nicht von deren Ermordung erfahren konnte.
Erichs Bruder Erhard Eduard, der Bariton, der sogar 1890 in der New Yorker Metropolitan Opera aufgetreten war, floh mit seiner Frau Ernestine und der 1931 geborenen Tochter Edith nach Utrecht in den Niederlanden. Dort betätigte er sich unter anderem als Gesanglehrer im Rahmen der Jüdischen Gemeinde. Ob Erich und Hanni auch Emigrationspläne hegten, wissen wir nicht. Jedenfalls war dies nach Kriegsbeginn sehr erschwert, und bald gänzlich verboten. Wechselmanns blieben in der Giesebrechtstraße. Lilli musste im August 1938 von der Schule abgehen und durfte nur noch auf eine jüdische Schule gehen, sie wechselte zur jüdischen Volksschule in der Klopstockstraße. Die Eltern wurden sehr wahrscheinlich zur Zwangsarbeit herangezogen. Anfang Oktober 1943 mussten dann alle drei in das im jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26 eingerichtete Sammellager – nun stand auch ihnen die Deportation bevor. Am 14. Oktober hatten sie mit 75 weiteren Opfern einen Zug zu besteigen, der sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz brachte. Wir wissen nicht, ob Erich und Hanni, 51 und 38 Jahre alt, als „arbeitsfähig“ eingestuft wurden und sich dadurch ihre „Vernichtung durch Arbeit“ unter den unmenschlichen Bedingungen im KZ noch einige Zeit hinauszögerte. Wir kennen ihr Todesdatum nicht. Nicht als arbeitsfähig Erachtete und Kinder wurden sofort in den Gaskammern ermordet. Dies war wahrscheinlich das grausame Los von Lilli. Eine in Israel lebende ehemalige Schulfreundin, Jutta Pickardt, hat 1999 für sie in Yad Vashem ein Gedenkblatt hinterlegt.
Von dem weiteren Schicksal seines Bruders Erhard hat Erich vielleicht nicht mehr erfahren. Obwohl die Deutschen schon 1940 Holland besetzt hatten und ab 1941 von dort ebenfalls Juden deportierten, wurde Erhard Eduard Wechselmann als Musikpädagoge der Jüdischen Gemeinde zunächst ausdrücklich verschont. Doch vermutlich Anfang Juli 1943 internierte man ihn mit Ernestine und Edith im Lager Westerbork und am 20. Juli wurden sie nach Sobibor deportiert. Alle drei wurden dort auf Ankunft am 23. Juli 1943 ermordet. Ungeklärt bleibt das Schicksal von Hannis Schwester Martha, verheiratete Spingarn. Sie ist in keiner Opferdatenbank aufgeführt.
Erich Wechselmann wurde am 28. Mai 1892 in Miechowitz bei Beuthen/Oberschlesien geboren. Sein Vater Max Wechselmann war dort Brauerei- und Gasthausbesitzer. Seine Mutter war Amalie Wechselmann, geb. Wechselmann. Er war der älteste Sohn, sein 3 Jahre jüngerer Bruder Erhard Eduard sollte später ein bekannter Bariton und Opernsänger werden. Eine 1886 geborene Schwester war schon im Alter von einem Jahr gestorben. Max Wechselmann zog mit seiner Familie - wir wissen nicht genau wann – nach Breslau, vermutlich wollte er sich dort zur Ruhe setzen. Sehr wahrscheinlich ist, dass Erich nach der Schulausbildung in Breslau seine Handelslehre machte. 1913, wenige Tage vor Erichs 21. Geburtstag, war sein Vater in Berlin zu Besuch und erlitt dort einen tödlichen Unfall. Er starb am 20. Mai in der Rettungswache der Unfallstation des Roten Kreuzes in der Kaiser-Friedrich-Straße 57. Seine Witwe Amalie blieb in Breslau und wechselte die Wohnung, von der dortigen Lothringer Straße 7 zog sie in die Augustastraße 64. Wir dürfen annehmen, dass Erich mit ihr dort wohnte, da er später auch diese Adresse hatte.
Wir finden Erich im Adressbuch hier 1927, vermutlich war Amalie inzwischen gestorben, vielleicht Erich auch schon verheiratet. Seine Frau war Hanni geb. Simmenauer, am 07. November 1905 in Breslau geboren. Hannis Vater war Michael Simmenauer, Besitzer einer Hosenfabrik, die Mutter Minna geb. Lewek. Bei Hannis Geburt wohnten sie in der Altbüßerstraße 10, einige Jahre später hatte Michael von der Hosen- zur Kinderkonfektion gewechselt und ein eigenes Haus in der Taschenstraße 20 bezogen. Hanni hatte drei Schwestern, Martha, Erna und Hertha, und einen Bruder, Alfred. Sie war die Jüngste, 7 Jahre trennten sie von dem nächstälteren Geschwisterkind, diese waren alle zwischen 1892 und 1898 geboren worden. Alfred sollte 1917 im Krieg ums Leben kommen.
Nachdem Hanni Erich geheiratet hatte, lebte sie mit ihm in der Augustastraße 64. Am 7. November 1929 gebar sie ihre Tochter Lilli. Erich scheint beruflich erfolgreich gewesen zu sein, er betätigte sich als Grundstücksmakler. Aber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die Geschäfte für einen jüdischen Kaufmann erheblich schwieriger, und er beschloss nach Berlin umzuziehen. Wie viele andere hoffte er wahrscheinlich, in der Großstadt weniger der Diskriminierung ausgesetzt zu sein. In Berlin wohnten Wechselmanns in der Joachimsthaler Straße 17. Dort gründete Erich eine „Apotheken Agentur“ und beschrieb sein Tätigkeitsfeld so: „An- und Verkauf von Apotheken, Beschaffung von Beteiligungen, Pachtungen und Verwaltungen“. Ein Schreiben anlässlich des Verkaufs der Mohren-Apotheke in Erfurt bezeugt das. Aber auch das konnte er unter den Nazis nicht lange ausüben. 1937 hatte er zwar noch laut Adressbuch eine Immobilienfirma am Tauentzien 14 gegründet, aber bereits ein Jahr darauf musste er sie liquidieren. In diesem Jahr, 1938, ist er mit Hanni und Lilli in die Giesebrechtstraße 12 umgezogen, vermutlich in eine bescheidenere Wohnung als in der Joachimsthaler.
Das Leben für Juden war zu diesem Zeitpunkt schon erheblich eingeschränkt, nach den Pogromen im November 1938 wurde mit zahlreichen weiteren diskriminierenden und erniedrigenden Verordnungen die vollständige Ausgrenzung von Juden aus dem Berufs- und öffentlichen Alltagsleben betrieben. Im Oktober 1941 begannen dann die Deportationen von Juden. Hannis Schwester Erna, verheiratete Gerechter, wurde bereits am 25. November 1941 mit dem ersten „Transport“ von Breslau ins litauische Kowno (Kauen) deportiert und dort vier Tage später im Fort Knox IX erschossen. Minna Simmenauer, Hannis Mutter – der Vater war um 1939 gestorben – wurde am 27. Juli 1942 von der Taschenstraße 20 aus nach Theresienstadt verschleppt und kam dort bereits am folgenden 6. August ums Leben. Schwester Herta, ebenfalls in Breslau wohnhaft, wurde mit ihrem Mann Hans Wohlauer im März 1943, vermutlich im Rahmen der „Fabrikaktion“, bei der alle zur Zwangsarbeit verpflichteten Juden ohne Vorwarnung am Arbeitsplatz zur Deportation festgenommen weder sollten, nach Auschwitz verbracht und dort ermordet. Obwohl von Nichtjuden isoliert, kann man annehmen, das Hanni Wechselmann die Deportationen ihrer Familie in Breslau verfolgte, wenn auch sie nicht von deren Ermordung erfahren konnte.
Erichs Bruder Erhard Eduard, der Bariton, der sogar 1890 in der New Yorker Metropolitan Opera aufgetreten war, floh mit seiner Frau Ernestine und der 1931 geborenen Tochter Edith nach Utrecht in den Niederlanden. Dort betätigte er sich unter anderem als Gesanglehrer im Rahmen der Jüdischen Gemeinde. Ob Erich und Hanni auch Emigrationspläne hegten, wissen wir nicht. Jedenfalls war dies nach Kriegsbeginn sehr erschwert, und bald gänzlich verboten. Wechselmanns blieben in der Giesebrechtstraße. Lilli musste im August 1938 von der Schule abgehen und durfte nur noch auf eine jüdische Schule gehen, sie wechselte zur jüdischen Volksschule in der Klopstockstraße. Die Eltern wurden sehr wahrscheinlich zur Zwangsarbeit herangezogen. Anfang Oktober 1943 mussten dann alle drei in das im jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26 eingerichtete Sammellager – nun stand auch ihnen die Deportation bevor. Am 14. Oktober hatten sie mit 75 weiteren Opfern einen Zug zu besteigen, der sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz brachte. Wir wissen nicht, ob Erich und Hanni, 51 und 38 Jahre alt, als „arbeitsfähig“ eingestuft wurden und sich dadurch ihre „Vernichtung durch Arbeit“ unter den unmenschlichen Bedingungen im KZ noch einige Zeit hinauszögerte. Wir kennen ihr Todesdatum nicht. Nicht als arbeitsfähig Erachtete und Kinder wurden sofort in den Gaskammern ermordet. Dies war wahrscheinlich das grausame Los von Lilli. Eine in Israel lebende ehemalige Schulfreundin, Jutta Pickardt, hat 1999 für sie in Yad Vashem ein Gedenkblatt hinterlegt.
Von dem weiteren Schicksal seines Bruders Erhard hat Erich vielleicht nicht mehr erfahren. Obwohl die Deutschen schon 1940 Holland besetzt hatten und ab 1941 von dort ebenfalls Juden deportierten, wurde Erhard Eduard Wechselmann als Musikpädagoge der Jüdischen Gemeinde zunächst ausdrücklich verschont. Doch vermutlich Anfang Juli 1943 internierte man ihn mit Ernestine und Edith im Lager Westerbork und am 20. Juli wurden sie nach Sobibor deportiert. Alle drei wurden dort auf Ankunft am 23. Juli 1943 ermordet. Ungeklärt bleibt das Schicksal von Hannis Schwester Martha, verheiratete Spingarn. Sie ist in keiner Opferdatenbank aufgeführt.
Wir finden Erich im Adressbuch hier 1927, vermutlich war Amalie inzwischen gestorben, vielleicht Erich auch schon verheiratet. Seine Frau war Hanni geb. Simmenauer, am 07. November 1905 in Breslau geboren. Hannis Vater war Michael Simmenauer, Besitzer einer Hosenfabrik, die Mutter Minna geb. Lewek. Bei Hannis Geburt wohnten sie in der Altbüßerstraße 10, einige Jahre später hatte Michael von der Hosen- zur Kinderkonfektion gewechselt und ein eigenes Haus in der Taschenstraße 20 bezogen. Hanni hatte drei Schwestern, Martha, Erna und Hertha, und einen Bruder, Alfred. Sie war die Jüngste, 7 Jahre trennten sie von dem nächstälteren Geschwisterkind, diese waren alle zwischen 1892 und 1898 geboren worden. Alfred sollte 1917 im Krieg ums Leben kommen.
Nachdem Hanni Erich geheiratet hatte, lebte sie mit ihm in der Augustastraße 64. Am 7. November 1929 gebar sie ihre Tochter Lilli. Erich scheint beruflich erfolgreich gewesen zu sein, er betätigte sich als Grundstücksmakler. Aber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden die Geschäfte für einen jüdischen Kaufmann erheblich schwieriger, und er beschloss nach Berlin umzuziehen. Wie viele andere hoffte er wahrscheinlich, in der Großstadt weniger der Diskriminierung ausgesetzt zu sein. In Berlin wohnten Wechselmanns in der Joachimsthaler Straße 17. Dort gründete Erich eine „Apotheken Agentur“ und beschrieb sein Tätigkeitsfeld so: „An- und Verkauf von Apotheken, Beschaffung von Beteiligungen, Pachtungen und Verwaltungen“. Ein Schreiben anlässlich des Verkaufs der Mohren-Apotheke in Erfurt bezeugt das. Aber auch das konnte er unter den Nazis nicht lange ausüben. 1937 hatte er zwar noch laut Adressbuch eine Immobilienfirma am Tauentzien 14 gegründet, aber bereits ein Jahr darauf musste er sie liquidieren. In diesem Jahr, 1938, ist er mit Hanni und Lilli in die Giesebrechtstraße 12 umgezogen, vermutlich in eine bescheidenere Wohnung als in der Joachimsthaler.
Das Leben für Juden war zu diesem Zeitpunkt schon erheblich eingeschränkt, nach den Pogromen im November 1938 wurde mit zahlreichen weiteren diskriminierenden und erniedrigenden Verordnungen die vollständige Ausgrenzung von Juden aus dem Berufs- und öffentlichen Alltagsleben betrieben. Im Oktober 1941 begannen dann die Deportationen von Juden. Hannis Schwester Erna, verheiratete Gerechter, wurde bereits am 25. November 1941 mit dem ersten „Transport“ von Breslau ins litauische Kowno (Kauen) deportiert und dort vier Tage später im Fort Knox IX erschossen. Minna Simmenauer, Hannis Mutter – der Vater war um 1939 gestorben – wurde am 27. Juli 1942 von der Taschenstraße 20 aus nach Theresienstadt verschleppt und kam dort bereits am folgenden 6. August ums Leben. Schwester Herta, ebenfalls in Breslau wohnhaft, wurde mit ihrem Mann Hans Wohlauer im März 1943, vermutlich im Rahmen der „Fabrikaktion“, bei der alle zur Zwangsarbeit verpflichteten Juden ohne Vorwarnung am Arbeitsplatz zur Deportation festgenommen weder sollten, nach Auschwitz verbracht und dort ermordet. Obwohl von Nichtjuden isoliert, kann man annehmen, das Hanni Wechselmann die Deportationen ihrer Familie in Breslau verfolgte, wenn auch sie nicht von deren Ermordung erfahren konnte.
Erichs Bruder Erhard Eduard, der Bariton, der sogar 1890 in der New Yorker Metropolitan Opera aufgetreten war, floh mit seiner Frau Ernestine und der 1931 geborenen Tochter Edith nach Utrecht in den Niederlanden. Dort betätigte er sich unter anderem als Gesanglehrer im Rahmen der Jüdischen Gemeinde. Ob Erich und Hanni auch Emigrationspläne hegten, wissen wir nicht. Jedenfalls war dies nach Kriegsbeginn sehr erschwert, und bald gänzlich verboten. Wechselmanns blieben in der Giesebrechtstraße. Lilli musste im August 1938 von der Schule abgehen und durfte nur noch auf eine jüdische Schule gehen, sie wechselte zur jüdischen Volksschule in der Klopstockstraße. Die Eltern wurden sehr wahrscheinlich zur Zwangsarbeit herangezogen. Anfang Oktober 1943 mussten dann alle drei in das im jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Straße 26 eingerichtete Sammellager – nun stand auch ihnen die Deportation bevor. Am 14. Oktober hatten sie mit 75 weiteren Opfern einen Zug zu besteigen, der sie in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz brachte. Wir wissen nicht, ob Erich und Hanni, 51 und 38 Jahre alt, als „arbeitsfähig“ eingestuft wurden und sich dadurch ihre „Vernichtung durch Arbeit“ unter den unmenschlichen Bedingungen im KZ noch einige Zeit hinauszögerte. Wir kennen ihr Todesdatum nicht. Nicht als arbeitsfähig Erachtete und Kinder wurden sofort in den Gaskammern ermordet. Dies war wahrscheinlich das grausame Los von Lilli. Eine in Israel lebende ehemalige Schulfreundin, Jutta Pickardt, hat 1999 für sie in Yad Vashem ein Gedenkblatt hinterlegt.
Von dem weiteren Schicksal seines Bruders Erhard hat Erich vielleicht nicht mehr erfahren. Obwohl die Deutschen schon 1940 Holland besetzt hatten und ab 1941 von dort ebenfalls Juden deportierten, wurde Erhard Eduard Wechselmann als Musikpädagoge der Jüdischen Gemeinde zunächst ausdrücklich verschont. Doch vermutlich Anfang Juli 1943 internierte man ihn mit Ernestine und Edith im Lager Westerbork und am 20. Juli wurden sie nach Sobibor deportiert. Alle drei wurden dort auf Ankunft am 23. Juli 1943 ermordet. Ungeklärt bleibt das Schicksal von Hannis Schwester Martha, verheiratete Spingarn. Sie ist in keiner Opferdatenbank aufgeführt.