Am 19. April 1895 wurde Bertha als Tochter von Samuel und Franziska Mendel in Gembitz, Kreis Mogilno, Provinz Posen geboren. Berthas ältere Schwester Martha war am 13. Juni 1888 auf die Welt gekommen. Das ca. 1200 Einwohner umfassende Dorf Gembitz hatte eine katholische Kirche und eine Synagoge. Samuel Mendel war Kaufmann. Bertha machte eine Ausbildung zur Schneiderin. Sie und ihre Schwester Martha siedelten nach Berlin über und wohnten in der Kaiser–Friedrich–Straße 27. Im Haus lebte auch ein Dachdecker namens P. Mendel, möglicherweise handelte es sich dabei um einen Verwandten.
Bertha heiratete am 9. April 1919 den aus Chemnitz stammenden Kaufmann Adolf Wisla und zog mit ihm in die erste gemeinsame Wohnung im Haus Uhlandstraße 98, wo ihre beiden Söhne geboren wurden, Heinz Hans am 7. Januar 1920 und Gerhard Rudolf am 26. August 1923.
Da die Geschäfte ihres Mannes in der Schuhbranche ausgezeichnet liefen, konnte sich die Familie Mitte der 1920er- Jahre eine 7-Zimmer-Wohnung in der Güntzelstraße 63 leisten.
Berthas verwitwete Mutter Franziska Mendel, die ihren Töchtern nach Berlin gefolgt war, lebte mit im gemeinsamen Haushalt der Wislas.
Martha war mit dem Zahntechniker und Inhaber eines Zahn–Laboratorium Julius Gutfeld verheiratet und wohnte mit ihm nach wie vor in der Kaiser–Friedrich–Straße 27.
Heinz und Gerhard sollten beide nach dem Abitur studieren, Heinz war für das Studium der Zahnmedizin vorgesehen und Gerhard sollte Jurist werde – so war es geplant. Der Ausschluss jüdischer Kinder und Jugendlicher aus öffentlichen Schulen und Universitäten machte diese Pläne jedoch zunichte.
Da Bertha keinen Beruf erlernt hatte, widmete sie sich, wie die meisten Frauen in dieser Zeit, dem großen Haushalt und der Familie. Anfang der 1930er- Jahre erfolgte der Umzug in eine etwas kleinere 5-Zimmer-Wohnung in die Trautenaustraße 20.
Bertha wird den beruflichen Ruin ihres Mannes, die Zerschlagung der beruflichen Träume ihrer Söhne und familiäre Tragödien sorgenvoll miterlebt haben. Ihre Schwester Martha wurde 1931 Witwe, Julius Gutfeld starb am 14. Juni, sie selbst starb 6 Jahre später, am 9. April 1937 in der jüdischen Privatklinik in der Trautenaustraße 5, genau gegenüber der Wohnung der Wislas.
Weitere traumatisierende Ereignisse erfolgten Ende 1939 und 1942. Heinz wurde im Dezember 1939 an seinem Arbeitsplatz verhaftet und nach mehrwöchigem Aufenthalt im Polizeigefängnis in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Sofort nach seiner Freilassung musste er aus Deutschland fliehen. Am 30. Oktober 1942 starb Berthas Mutter Franziska in der Wohnung an Herzversagen.
Bertha selbst hatte noch Zwangsarbeit zu leisten. Für einen Hungerlohn von 18 RM wöchentlich musste sie täglich den weiten Weg zu Osram in der Friedrichshainer Rotherstraße bewältigen.
Schon ab 1939 war es in den Räumen der Wislas eng geworden. Zu den 5 Familienmitgliedern wurden im Laufe der Zeit weitere 4 Personen eingewiesen, die aufgrund der Aufhebung des Mieterschutzes für die jüdische Bevölkerung ihre eigenen Wohnungen räumen mussten. Es waren Julian und Elsa Baerwald, deportiert am 2. und 3. März 1943, Jonas Nußbaum, ebenfalls deportiert am 3. März 1943 und Margarete Casparius , deportiert am 1. März 1943.
Bertha Wisla wurde, getrennt von ihrem Mann und ihrem Sohn, am 1. März mit dem 31. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Der Zug erreichte das Vernichtungslager einen Tag darauf und am 3. März, dem Geburtstag ihres Mannes, wurde Bertha ermordet.
Nachdem alle Personen aus dieser Wohnung in den ersten Tagen des März 1943 nach Auschwitz deportiert worden waren, wurde das komplette Inventar auf 3108 RM geschätzt, die Wohnung geräumt und der ausgebombte Hauptsturmführer Süss dort eingewiesen.