Else Bloch geb. Arndt

Verlegeort
Trautenaustr. 20
Bezirk/Ortsteil
Wilmersdorf
Verlegedatum
29. April 2012
Geboren
05. April 1887 in Berlin
Flucht in den Tod
22. September 1942 in Berlin

Else Arndt wurde in Berlin am 5. April 1887 als Tochter des Kaufmanns Julius Arndt und seiner Frau Martha, geb. Ascher geboren. Ihr älterer Bruder Erich war am 12. Oktober 1885 auf die Welt gekommen. Familie Arndt wohnte in diesen Jahren in der Holzmarktstraße 64, nahe der Jannowitzbrücke. 

Vielleicht war es die berufliche Nähe, die Else Arndt und Philipp Bloch zusammenbrachte. Philipp führte am Werderschen Markt einen Tuchhandel mit englischen Stoffen und Elses Vater hatte ein Geschäft mit dem entsprechenden Zubehör.

Else und Philipp heirateten am 19.September 1908 und am 25. März 1910 brachte Else ihr einziges Kind Ellen Margot auf die Welt.
Philipp konnte seiner kleinen Familie einen hohen Lebensstandard bieten, die 10-Zimmerwohnung in der Bismarckstraße 115 erfüllte Else alle Wünsche. Neben der hochwertigen Wohnungseinrichtung konnte sie über Schmuck und teure Kleidung verfügen. Die Familie galt als sehr gebildet und Tochter Ellen durfte eine Ausbildung zur Buchhändlerin machen.

Am 26. April 1921 musste sich Else von ihrem Vater verabschieden, er starb 67-jährig in seiner Wohnung in der Schlüterstraße 52. 

Elses Tochter Ellen fühlte sich als Jugendliche offenbar zur Künstlerszene, insbesondere im Bereich der Musik, hingezogen. 17-jährig heiratete sie am 4. August 1927 den damals 44-jährigen Opern- und Konzertsänger Friedrich Wilhelm Weiß (1883 – 1954). Als Trauzeugen fungierten der Komponist Hugo Lewinsohn, auch unter den Namen Bruno Leonhard oder Hugo Leonhard (1874 – 1933) bekannt und der Schriftsteller und Liedtext Dichter Hans Pflanzer (1887 - 1958). Es darf bezweifelt werden, dass die Eltern Bloch mit der Entscheidung ihrer Tochter einverstanden waren.  Die Ehe des Ehepaares Weiß wurde 1933 wieder geschieden. 

Blochs hatten schon Anfang der 1930er - Jahre eine räumliche Einschränkung erfahren müssen, von der großen Wohnung in der Bismarckstraße zog man in die kleinere in der Kaiserallee 15 (heute Bundesallee). 

Aber auch diese mussten sie 1938 aufgeben. Sie zogen in ein Zimmer zur Untermiete bei Elise Hiller in der Trautenaustraße 20. Alles wertvolle Hab und Gut wurde eingelagert und verschwand spurlos in den folgenden Jahren. Die Blochs versuchten in den folgenden Jahren die Flucht ins Ausland, was aber an betrügerischen Schleusern scheiterte, für deren „Leistung“ Philipp den wertvollen Schmuck Elses geopfert hatte.

Ellen, die seit 1938 mit ihrem zweiten Ehemann Heymann Kamnitzer (*1886 ) verheiratet war, musste mit ihm untertauchen und konnte schließlich im Sommer 1939 nach England fliehen. 

Nachdem am 27. März 1942 Elses Bruder Erich Arndt angesichts der drohenden Deportation den Freitod gewählt hatte, brachte sich auch ihre Mutter Martha mit einer Überdosis Veronal um. Sie wurde am 3. September 1942 vergiftet in ihrer Wohnung in der Niebuhrstraße 1 aufgefunden.

Bei Else und Philipp reifte angesichts dieser Verzweiflungstaten der Entschluss heran, ebenfalls ihrem Leben ein Ende zu setzen, bevor sie dem nationalsozialistischem Rassenwahn zu Opfer fallen und ermordet werden sollten. 


Am 22. September 1942 begaben sie sich zum Müggelsee, wo sie sich gemeinsam das Leben nahmen. Ihre leblosen Körper wurden am Seeufer aufgefunden. Es gab keine offizielle Todesmeldung; Ellen erfuhr vom Tod ihrer Eltern durch das „Bloomsbury House“ in London, dem Sitz vieler wichtiger Flüchtlingsorganisationen. Eine Frau Cohn aus der Nassauischen Straße 42 soll die Information dorthin weitergeleitet haben. Der Verbleib der Leichen von Else und Philipp Bloch ist nicht bekannt.

Ellen Margot, geb. Bloch lebte bis 1999 in Sussex/England. Sie war dort seit 1955 in dritter Ehe mit dem österreichischen Journalisten und Schriftsteller Friedrich Fritz Rosenfeld (Friedrich Feld) verheiratet.