Die Hausbesitzer Abraham und Malli Tausk, die 1937 hier einzogen, wohnten im ersten Stock, in der „Beletage“, mit Blick auf den damaligen Holtzendorffplatz (heute Kracauerplatz). Malli Tausks Sohn aus erster Ehe Alfred Liebmann zog hier um 1936 ein. Abraham Tausk ist am 28. Juni 1874 in Colmar (Chodziesen) im Bezirk Posen geboren, seine Frau Malli, geb. Segal (auch Segall geschrieben), am 19. April 1883 in Berlin. Malli Tausk war in erster Ehe mit Moritz Liebmann verheiratet gewesen, ihr gemeinsamer Sohn Alfred kam am 2. Januar 1909 zur Welt. Außerdem lebte in der geräumigen Wohnung zum Zeitpunkt der Volkszählung 1939 noch ein Untermieter namens Hans Rosenthal.<br />
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Abraham Tausk trug sich in die Vermögenserklärung, die er am 12. Oktober 1941 in der Sammelstelle für zur Deportation vorgesehene Juden in der Synagoge an der Levetzowstraße 7-8 ausfüllen musste, als selbständiger Textilkaufmann ein. Fein säuberlich listete er dort das Hab und Gut seiner Familie auf – es lässt auf beträchtlichen Reichtum schließen. So besaß er einen Smoking und einen Cut, dazu 36 Kragen und 18 Krawatten. Eine Nähmaschine, ein Föhn und ein Fotoapparat sowie ein Theaterglas befanden sich im Haushalt, und handschriftlich fügte er korrekt hinzu: „Handwerkzeug, was man im Haushalt gebraucht“. Malli Tausk vermerkte zusätzlich einen Besteckkasten „verkromt“ mit 75 Teilen, elf silberne Bestecke und „ca. 30 Kristallgegenstände“. Außerdem nannte die Familie einen Plattenspieler mit 15 Schallplatten ihr eigen.<br />
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Die in der Vermögenserklärung enthaltene Frage nach seinem Geldvermögen konnte Abraham Tausk nicht beantworten. Er schrieb: „Bei der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit, zumal die Dt. Bank am Sonnabend ab 2 Uhr geschlossen ist, vermag ich nicht die Höhe meines Bankkontos und meiner Wertpapiere, welche sich im Depot befinden, anzugeben.“ Er habe einen Barbeitrag von 152 Reichsmark bei sich. Am 7.7.1942, als Tausk schon umgebracht war, errechnete das Finanzamt Charlottenburg-West (Vermögensverwertung-Außenstelle, Alt-Moabit 143, Berichterstatter: Regierungsrat Dr. Rau) ein Vermögen Tausks von rund 260 000 Reichsmark (RM). Außerdem wurde das halbe Grundstück Sybelstraße/Küstriner Straße, für das 1935 ein Einheitspreis von 223 600 Reichsmark galt, mit 111 800 RM bewertet.<br />
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Das gesamte Vermögen wurde „aufgrund der Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 als zugunsten des Deutschen Reiches verfallen“ erklärt. Für den Nazistaat war die Familie Tausk also eine willkommene Einnahmequelle, das Finanzamt bereicherte sich mit einer „Reichsfluchtsteuer“ genannten Summe von 62 161 RM.<br />
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Zuvor, am 25.10.1941, waren Möbel, Inventar und Hausrat öffentlich versteigert worden. Eine Liste von 128 Posten befindet sich in der Vermögensakte Tausk, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam erhalten ist. An dieser Aufstellung ist abzulesen, wie gierig und wie unverschämt zugegriffen wurde. Auch Hausbewohner der Sybelstraße 35 beteiligten sich eifrig an der Versteigerung, so erwarb einer das Schlafzimmer, und der Elektrohändler Topp eignete sich „35 Garn. Unterwäsche“ für 13 RM sowie „diverse Oberhemden und Kragen“ für 47 RM an. Als Gesamterlös verbuchte der Obergerichtsvollzieher Engelmann 7 386,50 RM, woran er mit einer eigenen Kostenrechnung von 117,61 RM teilhatte. Einen Tag nach der makabren Versteigerung meldete Engelmann dem Finanzamt Moabit-West: „Hiermit zeige ich an, dass die obige Wohnung frei ist bis auf das an den Juden Rosenthal abvermietete Zimmer“, sie sei somit „frei für Bombengeschädigte“.
Abraham Tausk trug sich in die Vermögenserklärung, die er am 12. Oktober 1941 in der Sammelstelle für zur Deportation vorgesehene Juden in der Synagoge an der Levetzowstraße 7-8 ausfüllen musste, als selbständiger Textilkaufmann ein. Fein säuberlich listete er dort das Hab und Gut seiner Familie auf – es lässt auf beträchtlichen Reichtum schließen. So besaß er einen Smoking und einen Cut, dazu 36 Kragen und 18 Krawatten. Eine Nähmaschine, ein Föhn und ein Fotoapparat sowie ein Theaterglas befanden sich im Haushalt, und handschriftlich fügte er korrekt hinzu: „Handwerkzeug, was man im Haushalt gebraucht“. Malli Tausk vermerkte zusätzlich einen Besteckkasten „verkromt“ mit 75 Teilen, elf silberne Bestecke und „ca. 30 Kristallgegenstände“. Außerdem nannte die Familie einen Plattenspieler mit 15 Schallplatten ihr eigen.
Die in der Vermögenserklärung enthaltene Frage nach seinem Geldvermögen konnte Abraham Tausk nicht beantworten. Er schrieb: „Bei der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit, zumal die Dt. Bank am Sonnabend ab 2 Uhr geschlossen ist, vermag ich nicht die Höhe meines Bankkontos und meiner Wertpapiere, welche sich im Depot befinden, anzugeben.“ Er habe einen Barbeitrag von 152 Reichsmark bei sich. Am 7.7.1942, als Tausk schon umgebracht war, errechnete das Finanzamt Charlottenburg-West (Vermögensverwertung-Außenstelle, Alt-Moabit 143, Berichterstatter: Regierungsrat Dr. Rau) ein Vermögen Tausks von rund 260 000 Reichsmark (RM). Außerdem wurde das halbe Grundstück Sybelstraße/Küstriner Straße, für das 1935 ein Einheitspreis von 223 600 Reichsmark galt, mit 111 800 RM bewertet.
Das gesamte Vermögen wurde „aufgrund der Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 als zugunsten des Deutschen Reiches verfallen“ erklärt. Für den Nazistaat war die Familie Tausk also eine willkommene Einnahmequelle, das Finanzamt bereicherte sich mit einer „Reichsfluchtsteuer“ genannten Summe von 62 161 RM.
Zuvor, am 25.10.1941, waren Möbel, Inventar und Hausrat öffentlich versteigert worden. Eine Liste von 128 Posten befindet sich in der Vermögensakte Tausk, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam erhalten ist. An dieser Aufstellung ist abzulesen, wie gierig und wie unverschämt zugegriffen wurde. Auch Hausbewohner der Sybelstraße 35 beteiligten sich eifrig an der Versteigerung, so erwarb einer das Schlafzimmer, und der Elektrohändler Topp eignete sich „35 Garn. Unterwäsche“ für 13 RM sowie „diverse Oberhemden und Kragen“ für 47 RM an. Als Gesamterlös verbuchte der Obergerichtsvollzieher Engelmann 7 386,50 RM, woran er mit einer eigenen Kostenrechnung von 117,61 RM teilhatte. Einen Tag nach der makabren Versteigerung meldete Engelmann dem Finanzamt Moabit-West: „Hiermit zeige ich an, dass die obige Wohnung frei ist bis auf das an den Juden Rosenthal abvermietete Zimmer“, sie sei somit „frei für Bombengeschädigte“.