Alfred Liebmann kam am 2. Januar 1909 in Berlin als Sohn des Fabrikbesitzers Moritz Liebmann und dessen Frau Malli, geboren am 19. April 1883 in Berlin als Malli Segal (auch Segall geschrieben) zur Welt. Seine Mutter ließ sich scheiden und heiratete in der Folgezeit Abraham Tausk. Alfred Liebmann wohnte mit Mutter und Stiefvater seit 1939 in der Sybelstraße 35. <br />
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Als Beruf gab Alfred Liebmann in seiner Vermögenserklärung Kürschner an, also Pelzmacher. Von 1933 bis 1935 stand er im Berliner Adressbuch als Kaufmann mit der Anschrift Alexandrinenstraße 105/106. Dieser auch Sandmannshof genannte Gebäudekomplex in Kreuzberg beherbergte zahlreiche Gewerbebetriebe, Handelsvertretungen, Kleinfabriken und Büros, darunter lange Zeit auch die Firma A.&S. Segall, Pelzwarenfabrik und Rauchwarenhandlung. In diesem Familienunternehmen war Alfred Liebmann beschäftigt und wurde als Mitinhaber geführt. <br />
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Die 1901 gegründete A. & S. Segall gehörte bis 1920 Salomon Segall, vermutlich Vater oder Bruder von Alfreds Mutter Malli, und Moritz Liebmann, Alfreds Vater. Danach war die Firma Alleineigentum von Moritz Liebmann, der 1933 seinen Sohn Alfred als Geschäftspartner hinzunahm.<br />
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1939 wurde Alfred Liebmann verhaftet und im Strafgefängnis Tegel eingesperrt. Weder der Grund noch die Dauer seiner Haft sind bekannt. Jedenfalls musste er anschließend Zwangsarbeit in der Uniformfabrik Geb. Pluskiewitz, Große Frankfurter Straße 101, verrichten. In seiner Vermögenserklärung stand „Lohnempfänger“.<br />
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Als er am 12. Oktober 1941 in der Synagoge Levetzowstraße, die als Sammellager für zur Deportation bestimmte Juden missbraucht wurde, seine Vermögenserklärung ausfüllen musste, ließ er unter anderem als seinen Besitz eintragen: ein 20-bändiges Meyer’s Lexikon „komplett“ und zwei Bände der Weltgeschichte von Georg Weber sowie eine Schreibmaschine, ein Schifferklavier und außer sechs Straßenanzügen auch einen Skianzug.<br />
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Nach seinem Vermögen befragt, gab er Konten bei der Commerzbank und einer Privatbank in der Ritterstraße 38 an und fügte, wortgleich wie sein Stiefvater Abraham Tausk, an: „Bei der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit, zumal die Commerzbank am Sonnabend ab 2 Uhr geschlossen ist, vermag ich nicht die Höhe meines Bankkontos und meiner Wertpapiere, welche sich im Depot befinden, anzugeben.“ Er besitze 196 Reichsmark Bargeld. <br />
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All sein Hab und Gut wurde am 28. Oktober 1941 mit dem seiner Mutter und seines Stiefvaters öffentlich versteigert. Die Wohnung wurde am 3. November 1941 „geräumt“. Das Finanzamt eignete sich alle Wertpapiere an und erlöste bis 1944 einen „Überschußbetrag aus der Veräußerung“ von 12 984,20 RM. Alfred Liebmanns Vermögen bezifferte der zuständige Berichterstatter, Steuerrat Müller, auf 68 697 Reichsmark.<br />
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Am 18. Oktober 1941 wurde Alfred Liebmann zusammen mit Abraham und Malli Tausk mit dem ersten vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald abgehenden Osttransport mit 1013 Menschen ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Am 24. Mai 1944 ist er, ein aufstrebender junger Unternehmer, dort im Alter von 35 Jahren ums Leben gebracht worden.
Als Beruf gab Alfred Liebmann in seiner Vermögenserklärung Kürschner an, also Pelzmacher. Von 1933 bis 1935 stand er im Berliner Adressbuch als Kaufmann mit der Anschrift Alexandrinenstraße 105/106. Dieser auch Sandmannshof genannte Gebäudekomplex in Kreuzberg beherbergte zahlreiche Gewerbebetriebe, Handelsvertretungen, Kleinfabriken und Büros, darunter lange Zeit auch die Firma A.&S. Segall, Pelzwarenfabrik und Rauchwarenhandlung. In diesem Familienunternehmen war Alfred Liebmann beschäftigt und wurde als Mitinhaber geführt.
Die 1901 gegründete A. & S. Segall gehörte bis 1920 Salomon Segall, vermutlich Vater oder Bruder von Alfreds Mutter Malli, und Moritz Liebmann, Alfreds Vater. Danach war die Firma Alleineigentum von Moritz Liebmann, der 1933 seinen Sohn Alfred als Geschäftspartner hinzunahm.
1939 wurde Alfred Liebmann verhaftet und im Strafgefängnis Tegel eingesperrt. Weder der Grund noch die Dauer seiner Haft sind bekannt. Jedenfalls musste er anschließend Zwangsarbeit in der Uniformfabrik Geb. Pluskiewitz, Große Frankfurter Straße 101, verrichten. In seiner Vermögenserklärung stand „Lohnempfänger“.
Als er am 12. Oktober 1941 in der Synagoge Levetzowstraße, die als Sammellager für zur Deportation bestimmte Juden missbraucht wurde, seine Vermögenserklärung ausfüllen musste, ließ er unter anderem als seinen Besitz eintragen: ein 20-bändiges Meyer’s Lexikon „komplett“ und zwei Bände der Weltgeschichte von Georg Weber sowie eine Schreibmaschine, ein Schifferklavier und außer sechs Straßenanzügen auch einen Skianzug.
Nach seinem Vermögen befragt, gab er Konten bei der Commerzbank und einer Privatbank in der Ritterstraße 38 an und fügte, wortgleich wie sein Stiefvater Abraham Tausk, an: „Bei der Kürze der mir zur Verfügung stehenden Zeit, zumal die Commerzbank am Sonnabend ab 2 Uhr geschlossen ist, vermag ich nicht die Höhe meines Bankkontos und meiner Wertpapiere, welche sich im Depot befinden, anzugeben.“ Er besitze 196 Reichsmark Bargeld.
All sein Hab und Gut wurde am 28. Oktober 1941 mit dem seiner Mutter und seines Stiefvaters öffentlich versteigert. Die Wohnung wurde am 3. November 1941 „geräumt“. Das Finanzamt eignete sich alle Wertpapiere an und erlöste bis 1944 einen „Überschußbetrag aus der Veräußerung“ von 12 984,20 RM. Alfred Liebmanns Vermögen bezifferte der zuständige Berichterstatter, Steuerrat Müller, auf 68 697 Reichsmark.
Am 18. Oktober 1941 wurde Alfred Liebmann zusammen mit Abraham und Malli Tausk mit dem ersten vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald abgehenden Osttransport mit 1013 Menschen ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Am 24. Mai 1944 ist er, ein aufstrebender junger Unternehmer, dort im Alter von 35 Jahren ums Leben gebracht worden.